SZ Werkstatt:Sollen Autoren auf alle Zuschriften antworten?

Die Redakteure Simone Boehringer und Thomas Soyer über Anregendes und Abschreckendes im Leserdialog.

Sollen SZ-Redakteure antworten, wenn ihnen Leser zu ihrem Beitrag schreiben?

Heinz Unruh, München

Es freut uns alle in der SZ-Redaktion, wenn wir Reaktionen auf unsere Berichterstattung erhalten. Die dürfen gerne auch kritisch ausfallen - das ist anregend und kann den Blick für die Folgeartikel oder eine künftige Kommentierung sinnvoll erweitern. Wir schätzen das Echo unserer Leserinnen und Leser, und natürlich sollen die Verfasser von Zuschriften dies auch individuell von den Redakteuren erfahren, wann immer die Kollegen Zeit für eine Antwort finden. Unsere Chefredaktion gibt deshalb als Maxime den Hinweis aus: "Die Chefredaktion wünscht eine persönliche freundliche Antwort an den Leserbriefschreiber."

Boehringer, Soyer. Kombo

Simone Boehringer und Thomas Soyer sind die Leserredakteure der SZ. Sie planen Themenschwerpunkte für bis zu 300 Leserbriefseiten im Jahr, die in der Zeitung sowie in der Digitalausgabe der SZ erscheinen.

(Foto: privat, Jakob Berr)

Im redaktionellen Alltagsgeschäft ist es nicht immer leicht, noch zeitnah Leserpost zu beantworten. Und in den ersten Wochen der Corona-Krise wurde es für manche auch einfach zu viel. Aber die Kolleginnen und Kollegen sind angehalten, auf jede sachliche Leserpost zu ihren Artikeln zu antworten. Ausgenommen sind Mails oder Briefe, die persönliche Beleidigungen, Beschimpfungen oder gar Drohungen enthalten. In diesen (seltenen) Fällen gibt es höchstens ein Gespräch mit der Rechtsabteilung dazu.

Wir pflegen einen sachlichen Dialog, möchten unseren Lesern auf Augenhöhe begegnen und erwarten das auch umgekehrt. Denn eine gute Diskussionskultur nützt allen, sie stärkt die Bindung und das gegenseitige Vertrauen, und sie bringt der Redaktion wertvolle Anregungen zu neuen Recherchen. Zudem liefert das Nachrichtengeschehen immer wieder Anlässe, unsere Arbeit zu erklären - wie wir dies etwa gerade mit dieser Antwort-Serie zum 75-jährigen Bestehen der SZ tun. Das können konkrete Fragen an die Wissen-Redaktion zur aktuellen Covid-19-Pandemie sein oder auch die Frage nach den Grenzen, die uns das Grundgesetz und der Pressekodex setzen.

Kritik im Rahmen des Zulässigen nehmen wir sportlich, wie sich auch auf unseren überregionalen und lokalen Leserbriefseiten zeigt, wo wir die Zuschriften veröffentlichen. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Bei gut 50 000 Leserzuschriften im Jahr alleine für die Zeitung (ohne Social Media) können wir leider nicht alle abdrucken. Aber jede Zuschrift, die sich konkret auf SZ-Artikel bezieht, erreicht die Autorinnen und Autoren auch direkt. Das ist oft Ansporn für die Kollegen, einige Sachverhalte noch genauer unter die Lupe zu nehmen und sich mit Details auseinanderzusetzen, die vielleicht bei der Erstrecherche noch keine so große Rolle gespielt haben.sec/soy

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