SZ-Werkstatt:Mehr Transparenz, bitte

Katrin Langhans

Katrin Langhans.

(Foto: Stefanie Preuin)

Die Redakteurin Katrin Langhans arbeitet im SZ-Investigativressort und leitete das Projekt Implant Files. Hier erzählt sie, welche Reaktionen die Enthüllungen über schadhafte Implantate hervorgerufen haben.

Von Katrin Langhans

Einen Moment werde ich bei den Recherchen zu den Implant Files nie vergessen: Eine Frau berichtete von ihrem zerfressenen Knochen und den Schmerzen, die sie verspürte, weil Metall von ihrem Hüftgelenk abgerieben war. Sie hatte nicht gewusst, dass man ihr eine Hüftprothese eingesetzt hatte, die zuvor nie am Menschen getestet worden war, und litt an den Folgen. Nun habe ihr der Arzt eröffnet, man müsse auch ihre zweite Hüfte operieren. "Wie kann ich sichergehen, dass mir nicht wieder ein schadhaftes Produkt eingesetzt wird?", fragte sie.

Diese Frage verfolgt mich bis heute, und sie beschäftigt auch viele Leser der SZ-Serie über das gefährliche Geschäft mit den Medizinprodukten. Mehr als 200 Mails erreichten die Redaktion in den vergangenen Tagen. Viele sind verunsichert, wollen wissen, ob ihr Implantat gut ist, und wo sie sich informieren können. In München, Freiburg und Frankfurt habe ich aus unserem Buch "Gefahr im Körper" vorgelesen und mit Lesern der SZ, Geschädigten, Herstellern und Ärzten über die Intransparenz des Medizinproduktemarktes diskutiert. In Frankfurt berichtete eine Frau, sie sei jahrelang als Simulantin abgestempelt worden, bis ein Arzt erkannt habe, dass die Schmerzen im Darmbereich wohl von dem kaputten künstlichen Hüftgelenk herrührten. Eine besorgte Ärztin gab Patienten den Tipp, dem Arzt vor jeder Operation ins Gesicht zu sehen und zu fragen: "Wie gut ist das Gerät getestet? Gab es Studien? Würden Sie es auch Ihrer Tochter einsetzen?"

Am Ende aber waren sich Ärzte und Patienten einig, dass wir mehr Daten brauchen, um wirklich Sicherheit darüber zu haben, welche Produkte die besten sind. Es bräuchte ein verpflichtendes Implantatregister und alle an die Bundesbehörde gemeldeten Problemfälle in Verbindung mit Medizinprodukten müssten - wie in den USA - öffentlich sein.

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