SZ-Werkstatt: Einfach zuhören

Die SZ hat im Vorfeld der Bundestagswahl ein Democracy Lab gestartet. Peter Lindner beschreibt, was darunter zu verstehen ist.

Der politische Diskurs in Deutschland hat sich verändert. Es wird viel geschimpft, geschmäht und gehetzt, nicht nur im Netz. Wir haben uns gefragt: Was können wir tun, abgesehen von unserer täglichen Arbeit, dass sich die Gesprächskultur verbessert? Unsere Antwort ist das SZ Democracy Lab, ein Diskurs-Experiment zur Bundestagswahl.

Bei unserem Laborversuch geht es um die Frage, wie wir alle wieder besser ins Gespräch kommen - online und offline. In der Redaktion haben wir lange darüber diskutiert, Konzepte entwickelt, manches wieder verworfen oder einfach ausprobiert. Bei der Digitalkonferenz Republica im Mai in Berlin stellten wir das Projekt erstmals vor. "Glaubt ihr wirklich, dass das klappt?", fragte eine junge Frau. Wir hoffen es, antworteten wir. Heute wissen wir mehr.

Zuhören und Themen finden, die den Menschen wichtig sind - darum geht es in Etappe eins des Print-Online-Projekts. Wir sind durch Deutschland gereist und haben Hunderte Gespräche geführt. (Bericht auf Seite 6). Gleichzeitig fragen wir Leser im Netz nach ihrer Meinung. Dafür haben wir ein neues Tool entwickelt, mit dem jeder sein persönliches Wahlplakat gestalten kann (sz.de/meinplakat). Tausende, zum Teil beeindruckend kreative Werke wurden eingereicht. Und viele Themen. Die dominierenden präsentieren wir am Montag auf SZ.de.

Parallel dazu bereiten wir gerade die zweite Etappe vor. Hier wollen wir im August und September bei Veranstaltungen und im Netz über Ihre Themen diskutieren und wieder experimentieren: mit neuen Gesprächsformaten, bei denen echter Diskurs entstehen soll. Dafür arbeiten wir gerade Konzepte aus. Wir hoffen auf einen konstruktiven Austausch. Denn Demokratie lebt davon, sich abzustimmen. Und nicht nur abzustimmen.