Süddeutsche Zeitung

SZ-Werkstatt:Bierzelt-Blues

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In München wird zur Zeit heftig über den Bierpreis auf dem kommenden Oktoberfest gestritten. Hier die Wirte, da das Rathaus - und mittendrin SZ-Redakteur Franz Kotteder. Er berichtet, wie es sich zwischen den Stühlen so anfühlt.

Von Franz Kotteder

Das Leben ist bunt und vielgestaltig - das gilt besonders für alles, was mit dem Münchner Oktoberfest zu tun hat. Das größte Volksfest der Welt ist nicht nur eine Gaudi, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der das Image der Stadt prägt. Und es ist auch ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, was sich gerade in diesen Tagen zeigt.

Derzeit streitet die Münchner Politik nämlich gerade über die Frage, wie viel Umsatzpacht man den Festwirten aufbrummen kann und ob man dem Preis für eine Mass Wiesnbier eine Obergrenze geben soll. Denn normalerweise steigt der alle Jahre wieder so um die 30 Cent an. Zwei Themen, die die Stadt in helle Aufregung versetzen und viele Fronten aufmachen. Zwischen denen bewegt man sich dann als Reporter. Der eine Stadtrat steckt einem eine Nachricht "ganz im Vertrauen". Damit sie umgehend veröffentlicht wird, natürlich. Gesprächsrunden werden unter größter Geheimhaltung angesetzt und wieder abgesagt, weil die Presse ja nichts mitbekommen soll. Dabei bekommt man Ort, Zeit und genauen Inhalt des Treffens oft binnen Kurzem zugespielt - von drei voneinander unabhängigen Quellen, wie man sich das als Journalist nur wünschen kann. Ergänzend gibt es ein stark erhöhtes Aufkommen von SMS, Whatsapp und Telefonaten. Der meistgesprochene Satz ist: "Aber von mir haben Sie's nicht!"

Gibt es in München also nichts Wichtigeres als die Frage, wie viel das Bier auf dem Oktoberfest kostet? Es trinkt ja niemand auf der Wiesn weniger, bloß weil das Bier teurer ist als im Jahr zuvor. Umso heftiger streiten Wirte und Parteien, und zwar mit einem Eifer, der höherer Dinge würdig wäre. Wenn man darüber zu berichten hat, stellt man sich bisweilen die Frage: "Und dafür hast Du Abitur gemacht?!" Aber bunt und vielgestaltig ist's auf alle Fälle.

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Quelle:
SZ vom 25.03.2017
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