SZ-Werkstatt:Abstiegskampf

Was bedeutet das Abschmelzen der Gletscher für den Bergfreund? Dominik Prantl berichtet von einer mühevollen Recherche.

Von Dominik Prantl

Hat man wie ich das Glück, als Journalist für die SZ in den Bergen unterwegs sein zu dürfen, begleitet einen möglicherweise ein Fotograf namens Stephan Rumpf. Dieser Fotograf hat dann ganz sicher ein Buch mit sogenannten Pause-Touren aus dem Jahre 1985 dabei, und er ist sehr stolz darauf. Denn Walter Pause ist für Bergsteiger ungefähr das, was John Maynard Keynes für Ökonomen ist oder Billy Wilder für Cineasten. Nur haben sich die Berge seit Erscheinen des Buches durch den Klimawandel verändert. Die paar Meter hinab zum Gletscher sind inzwischen zu einem Meniskus verschleißenden Abstiegskampf über Blockwerk angewachsen, und die einstige Ideallinie zum Gipfel hat der tauende Permafrost zerstört. Kurz: Der Weg dauert zwei Stunden länger als zu Pauses Zeiten.

Wenn man dann mit der Wissenschaftlerin Andrea Fischer aus Innsbruck in die Berge geht, um sich die Facetten der Gletscherschmelze erklären zu lassen (Wissen), wird sehr schnell klar, dass 1. Literatur fürs Hochgebirge künftig noch schneller veralten wird als bisher, 2. die Gletscher aus wissenschaftlicher Sicht das sind, was man als interdisziplinär bezeichnet und 3. der Rechercheweg auch hier über viel Blockwerk führt und viel länger dauert als geplant. Fischer verweist nämlich auf die - nennen wir sie mal so - Kollegen Müller und Huber, die wiederum ein Gespräch mit dem Biologen Maier ans Herz legen, was dann zum Geografen Schmid führt, der zwar Zahl A bestätigt, aber bei These B irgendwie anderer Meinung ist.

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Eines aber scheint klar zu sein: Um die Gletscher der Alpen steht es schlecht, egal, wie die Bilanz 2016 ausfällt. Wenn es dafür noch alte Bergbücher gibt, in denen sie ein bisschen weiterleben dürfen, ist das vielleicht sogar den ein oder anderen Umweg wert.

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