Süddeutsche Zeitung

SUV:Darf's ein bisschen mehr sein?

Lesezeit: 2 min

Über 600 PS, mehr als 300 Kilometer pro Stunde und jede Menge technischer Schnickschnack: Das muss nicht sein, finden die Leser und wundern sich darüber, dass SUVs sich weiterhin größter Beliebtheit erfreuen.

Zu " Von wegen Verkehrswende" vom 15. /16. Juni und " Einfach das bessere SUV" vom 8./9./10. Juni:

Spritmonster

Der Artikel ist ein Gipfel sprittrunkener Einseitigkeit. Im Stile einer Werbebeilage preist Felix Reek die angeblichen "Vorzüge" der in jeder Hinsicht überdimensionierten "Schwergewichte" BMW X-5 und Land Rover Discovery an. Kritische Fragen, ob diese Geländefahrzeuge angesichts des weltweit dichtesten Straßen- und Autobahnnetzes hierzulande überhaupt von irgendeinem Nutzen sind, verkneift er sich. Die schlichte Antwort in der Bildunterschrift lautet: "Die Kunden stehen auf große SUVs."

Insbesondere in den Städten häufen sich mittlerweile die Probleme, weil immer mehr Geländewagen durch schmale Straßen panzern und die letzten Grünflächen für Parkraum weichen müssen. Doch der Autor schwärmt vom "Dreiliter-Diesel mit 265 PS", der sich "keine Schwächen" leiste; den exorbitanten Verbrauch dieser Spritmonster verschweigt er uns. Mag sein, dass der Autor den Herstellerangaben angesichts der betrügerischen Machenschaften in der Autoindustrie misstraut; doch wäre es dann umso wichtiger, kritisch nachzuhaken.

Kommentatoren rätseln, wie es möglich sein kann, dass eine Gesellschaft einerseits mehr Umweltschutz fordert, und Verbraucherinnen und Verbraucher andererseits weiterhin den morgendlichen Cappuccino aus Pappbechern konsumieren, ihre innerdeutschen Reisen beim Billigflieger statt bei der Bahn buchen und den hochmotorigen Geländewagen vor der Garage parken, die für das Spritmonster zu klein geraten ist. Doch solange selbst in kritischen Zeitungen wie der SZ Autoredakteure über den Frontspoiler ihres SUV nicht hinaussehen, wird sich an einer Haltung, die den Umweltschutz immer nur bei den anderen einfordert, wohl kaum etwas ändern.

Dirk Riedel, München

Mehr Platz, mehr Komfort

Der Autor kritisiert mit einiger Berechtigung die mangelnde Effizienz von XXL-SUV, verschweigt dabei aber, dass diese vom Marktanteil und somit auch von der Ökobilanz her nur eine geringe Rolle spielen: Kein einziges der angeführten XXL-Fahrzeuge taucht in den Top 10 der SUV-Zulassungsstatistik auf. Hier dominieren kompakte SUV, die "normalen" KfZ beim Verbrauch fast gleichkommen, jedoch häufig über eine bessere Raumausnutzung verfügen und obendrein die üblichen SUV-Vorzüge wie bequemeren Einstieg, bessere Übersicht und größere Wintertauglichkeit bieten.

Ulrich Schindler, München

Sicherheit für wen?

In dem Artikel werden PS-protzende, tonnenschwere Boliden verglichen, die "das Autofahren nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer machen". Ich kann diesen Artikel nur als Realsatire betrachten - denn sicherer wird es möglicherweise für den Fahrer, jedoch nicht für alle anderen Teilnehmer des Straßenverkehrs, vom CO₂-Ausstoß ganz zu schweigen. Auf derselben Seite berichtet die SZ übrigens über 445 verunglückte Radfahrer im Jahr 2018.

Dr. Willi Aigner, Moosinning

Technischer Schnickschnack

Solche kritik- und inhaltslosen Artikel, bei denen SUVs nach Kriterien von Bedienkomfort und Ausstattungsdetails verglichen werden, brauchen wir wirklich nicht. Es zeigt nur, dass sich die Hersteller um technischen Schnickschnack wie Gestenerkennung kümmern, anstatt auf Sparsamkeit, Umweltfreundlichkeit und Sicherheit (für Radfahrer und Fußgänger) zu achten. Von Verbrauchswerten und Schadstoffausstoß ist erst gar nicht die Rede.

Nein, diese SUV oder Hochdachfahrzeuge sind eine krasse Fehlentwicklung. Und das Letzte, was wir in deutschen Städten brauchen, wenn wir unsere Verkehrsprobleme bewältigen wollen.

Dipl. Phys. Manfred Mayr, München

Der Kunde entscheidet

Mit dem Untertitel "Alle reden vom Umweltschutz, nur nicht die Autohersteller" zäumt der Autor das berühmte Pferd wieder einmal vom Schwanz her auf. Den Automobilherstellern die Schuld an den vielen benzinfressenden SUVs zuzuweisen, lässt gesunden Menschenverstand vermissen. Die Automobilindustrie stellt das her, was die Kunden kaufen wollen. Alle fordern, dass das Klima gerettet werden müsse. Aber bitte von den anderen, denn ich möchte mir einen SUV zulegen. Und mit den Freitagsdemos der Schüler verhält es sich ganz ähnlich. Das Smartphone ist unentbehrlich, um die Serverfarmen der Internetprovider mit zum überwiegenden Teil sinnlosen Instagram-Bildern und Youtube-Videos zu füttern, obwohl wir viel zu wenig regenerativ erzeugten Strom haben, um in diesem Bereich klimaneutral zu sein.

Josef Feuerstein, Markt Schwaben

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Quelle:
SZ vom 19.06.2019
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