Sprachlabor:Wundergirl?

Vom Ärger über Halbanglizismen, noch übertroffen von Abkürzungen zu englischen Begriffen, die keiner erahnen kann - und weiteren gestelzten Wortschöpfungen.

Von Hermann Unterstöger

AUCH FÜR DIE KORREKTE SPRACHE gilt, dass der Weg das Ziel ist, und wenn es auf diesem Weg holprig vorangeht, kommt es zu Irritationen. Eine dieser Irritationen widerfuhr Leserin M. bei dem Ausdruck "Frauen of Color", der sie vermuten ließ, hier habe "der unbedingte Wille zur absoluten Korrektheit über das Sprachgefühl gesiegt". Was Frau M. stört, ist das Sprachengemisch in diesem Halbanglizismus. Während andere Exemplare des Genres, etwa das Wundergirl und der Naturpark-Ranger, mittlerweile so gut wie eingemeindet sind, sollte man bei den Frauen of Color/Colour noch ein Weilchen nachdenken, ob nicht die women of color/colour die korrektere und damit auch redlichere Lösung wären.

DIE ERSTE AUSGABE dieser Kolumne befasste sich unter anderem mit der Wortschöpfung "er worthülst", wofür der kreative Kollege gebührend straf- und denkgezettelt wurde. Nun steht Leser Dr. R. auf der Matte und fragt, ob unsere Autoren "einfach neue ,deutsche' Wörter erfinden" dürften. Dieses Mal ging es um lahmhintrig und Velozitismus/velozitistisch. Gegen die letzten zwei Erfindungen lässt sich wenig einwenden, da der Autor lateinisch velocitas (Geschwindigkeit) als Basis dafür angab. Was aber lahmhintrig angeht, so stammt es nicht, wie Herr R. spekuliert, aus dem Mittelalter, sondern aus der zarten Seele eines Kollegen, der nicht lahmarschig schreiben wollte.

AM TELEFON klagte ein Leser über "dieses ewige aka". Im Lauf des Gesprächs wurde klar, dass es ihm nicht um die AKA-Radiergummifabrik in Hannover ging oder um das Wort aka, das wir aus dem hawaiianischen Sprichwort "ʻŌlelo i ke aka ka hele hoʻokahi" (Der Einzelgänger spricht zum Schatten) kennen. Gemeint war die Abkürzung von also known as (auch bekannt als), die dem altbewährten alias das Terrain streitig zu machen beginnt. Am häufigsten findet sie sich beim Schwarzwälder Boten, was aber daran liegt, dass sie dort einen immens fleißigen Mitarbeiter mit dem Kürzel "aka" haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: