Sprachlabor:,,Wording"-Probleme

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Von Verstimmungen über das ,,Alttestamentarische". Warum sich Deutschland beim Impfen nicht auf die Schreibweise für den Pieks einigen kann.

Von Hermann Unterstöger

THEOLOGISCHE FACHBÜCHER tappen in aller Regel nicht in die Falle, dass sie Themen, die mit dem Alten Testament zu tun haben, "alttestamentarisch" nennen. Sie schreiben "alttestamentlich" und wissen sich damit auf der Seite derer, die in "alttestamentarisch" antijüdische Ressentiments verborgen sehen. Unser Leser Dr. K. rügt die Verwendung dieses Worts, wobei er zwar annimmt, dass der SZ "antijüdische Konnotationen" fernlägen, es andererseits aber für möglich hält, dass "ebensolche bei der Leserschaft" bestätigt würden - ein Verdacht, den wir, sollte er wirklich so gemeint sein, auf unserer Leserschaft ungern sitzenließen. Dies am Rande. In der Sache ist Dr. K. zuzustimmen. Wer sich durch die Fülle der Belege arbeitet, kommt in den meisten Fällen nicht umhin, "alttestamentarisch" in dem Sinn zu verstehen, wie er in den "Buddenbrooks" obwaltet. Dort wird dem grausigen Direktor Wulicke, den die Kinder in beschönigender Umschreibung den "lieben Gott" nennen, die "Schrecklichkeit des alttestamentarischen Gottes" zugeschrieben.

EINER ÜBERSCHLÄGIGEN Recherche zufolge wird der Impfstich zu einem Drittel als "Pieks" geschrieben, zu zwei Dritteln als "Piks". Leser Q. plädiert für "ie", da nur dies der Aussprache gerecht werde, kollidiert damit aber mit dem Worthintergrund piquer (stechen). Ein Rechtschreibproblem? Sagen wir's so: Sollte uns heu-er nichts Schlimmeres mehr passieren ...

ALS DER KREIS TRAUNSTEIN 2019 im Schnee versank, wurde Landrat Walch von ntv zum "Schneechaos" einvernommen. Walch sagte, Chaos sei nicht sein "wording", was belegt, wie weit sich wording schon in die Alltagssprache vorgearbeitet hat. Leser E., sonst kein Sprachpurist, hat es nun auch bei uns vorgefunden. Er hält es für "gespreizten Unfug" und findet, dass es durch Aussage, Formulierung, Erklärung oder Beschluss bestens ersetzt werden könne. (Herr E. nennt noch weitere Wörter, aber die haben hier keinen Platz mehr, weil das writing zu Ende ist.)

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