Süddeutsche Zeitung

Sprachlabor:Wenn das Wörtchen "ob" nicht wär...

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Die Konjunktion "ob" leitet laut Duden Sätze ein, "die Ungewissheit oder Zweifel ausdrücken". Daher ist sie mit Bedacht zu verwenden, wie diese Beispiele zeigen. Ein weiteres beschäftigt sich mit der Präzision im Satzbau.

Von Hermann Unterstöger

DIE SPARSAMKEIT steht unter den Tugenden nicht eben an erster Stelle, und man kann's mit ihr, wie man sagt, auch übertreiben. Es ist schon eine Weile her, aber da ein Leser jetzt noch mal nachgehakt hat, sei der Fall rekapituliert. Also: Paul McCartney bekam Besuch, und zwar von Einbrechern. Der Schluss unserer kleinen Notiz hätte ungefähr so lauten sollen: "Unbekannt ist, ob McCartney etwas abhandenkam, und wenn ja, was das war." Leider überfiel jemanden der Drang zur Straffung, mit folgendem Ergebnis: "Unbekannt ist, ob und was McCartney abhandenkam." Von all den Lesern, die Besorgnis äußerten, sei Herr S. zitiert. Er schrieb: " Ob er abhandenkam, sollte leicht festzustellen sein." Die Ermittlungen laufen ...

OB UND WANN DONALD TRUMP abhandenkommt, steht in den anerkannt unzuverlässigen Sternen. Immer wieder ist die Rede von einem Amtsenthebungsverfahren, wozu es bei uns hieß: "Ob es dazu kommt, hängt mit dem ausstehenden Bericht des Sonderermittlers Robert Mueller zusammen." Laut Leser E. - auch er ein Sonderermittler - hätte es hängt vom Bericht ab heißen müssen, und zwar deswegen: Wird das Objekt von zusammenhängen durch einen Nebensatz verwirklicht, muss dieser durch die Gewissheit verheißende Konjunktion dass eingeleitet werden; bei abhängen setzt man die Konjunktion ob, die mehrere Möglichkeiten oder auch nur Unsicherheit andeutet. "Aus dem Off" verrät Herr E., dass er auf folgenden Satz wartet: "Dass es dazu kam, hängt mit dem vorgelegten Bericht Muellers zusammen."

PRÄZISION ist auch im Satzbau alles. So unser Leser F., der im folgenden Satz die Verneinung des Kausalzusammenhangs an einer Stelle sieht, wo sie nicht hingehört: "Chef muss nicht nur gehen, weil er mehr Gehalt wollte." In der Tat liest sich das, als träfe den Chef außer der Entlassung noch mehr Ungemach, während es doch um weitere Gründe für die Entlassung ging.

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Quelle:
SZ vom 26.01.2019
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