DASS "KRIEGEN" der Umgangssprache zugehört, ist unstrittig. Drei unserer Leser haben sich in jüngster Zeit gegen den unbedachten Gebrauch dieses Verbs verwahrt. Herr Sch. wies darauf hin, dass die Verflachung der Sprache mit der des Bewusstseins einhergehen könne, Herr L. fragte, ob kriegen verwendet werde, weil es besser als bekommen in eine Überschrift passe, und Herr H. fand es bei aller Kritik an dem Wort doch positiv, dass er dadurch auf den lesenswerten Artikel "kriegen" in Grimms Wörterbuch gestoßen worden sei. Es wäre sinnlos, die geltende Einstufung von kriegen etwa mit dem geschmäcklerischen Argument anzugreifen, dass dessen hochsprachliche Synonyme erhalten und bekommen auch nicht gerade die strahlendsten Perlen im Wortschatz sind. Man darf aber trotzdem den Advocatus Diaboli machen und kurz mit Leser H. im Grimm stöbern. Dort finden sich nicht nur zahllose Belege dafür, wie selbstverständlich kriegen einst verwendet wurde. Dort steht auch Schönes über die Kraft, die diesem Wort zu eigen ist, und über das "farblose bekommen, das uns längst kein Bild mehr gibt". Der Eintrag mündet in den Aufruf, "mit der Verfolgung des Wortes" innezuhalten: Die Kluft zwischen Schrift- und Haussprache sei ohnedies viel zu groß.
IN LOCKERER FOLGE blicken wir darauf, wie das Tierreich bei uns sprachlich dargestellt wird. Da gibt es dann immer Anlass zu Korrekturen, dahingehend etwa, dass Elefantenkühe nicht Elefantendamen genannt werden sollten, oder dass Tiere nicht schwanger werden, sondern trächtig. Diesmal geht es um das in einem Text erwähnte "Essen" der Rinder - ein "sprachlicher Hammer", wie unsere Leserin K. findet. Muss natürlich "Fressen" heißen. Bei Rotwild kann man auch von "Äsen" sprechen, und wenn Schulfreund W. dies lesen sollte, wird ihm sicher wieder einfallen, dass ein Mitschüler einst auf die in knarzendem Lehrerdeutsch gestellte Frage "Was fresst der Fox?" in völliger Panik antwortete: "Gemüse."