Süddeutsche Zeitung

Sprachlabor:Von GI's und dem Fernstraßengesetz

Warum mit der Abkürzung für US-Landser im Zweiten Weltkrieg heute manche Menschen nichts mehr anfangen können. Und: Wieso der Gehweg zur Straße gehört.

Von Hermann Unterstöger

AUS NOVA SCOTIA kommt auch nicht jeden Tag Post. Nun aber war es unser dortiger Leser Sch., der die Verwendung von "GI" für US-amerikanische Soldaten für eine "Protzerei mit Wissen über Amerika" hält: Diese Bezeichnung kenne heute kaum noch jemand. Das mag für den dem GI entsprechenden Landser gelten, aber dass der GI nach wie vor gängig ist, lehrt ein Blick in die Zeitungen, die gerade jetzt, beim Gedenken ans Kriegsende, mit größter Selbstverständlichkeit vom GI und von den GIs schreiben (nicht GI's, wie bei uns zu lesen). Eine Protzerei mit angelesenem Wissen wäre die Verwendung der Abkürzung "GÍ". Sie steht für den färöischen Fußballclub Gøtu Ítróttafelag, der 2007 mit Leirvíkar Ítróttafelag zu Víkingur Gøta verschmolz.

DER DEUTSCHE SATZ folgt, was die Anordnung seiner Teile - Subjekt, Objekte, Ergänzungen - angeht, vergleichsweise strengen Regeln. Sätze, die zu locker gefügt sind, laufen Gefahr, komische Effekte hervorzubringen. Hier ein Beispiel: "Tom Hagen hatte angegeben, am Tag des Verschwindens seiner Frau aus dem gemeinsamen Haus im Ort Lørenskog unweit von Oslo einen Erpresserbrief in gebrochenem Norwegisch vorgefunden zu haben." Leser M. fragt sich: "Woher wusste Tom Hagen, dass unweit von Oslo ein Erpresserbrief zu finden sei?"

UNSER RAT, wonach Kinder auf Gehwegen "die straßenabgewandte Seite" benutzen sollten, erregte den Zorn unseres Lesers K., wobei es ihm nicht um den Rat als solchen ging, sondern um den "leider eingerissenen Unsinn", nur die Fahrbahn als Straße zu bezeichnen. In der Tat: Gemäß § 1 (4) des Bundesfernstraßengesetzes gehören zu einer zünftigen Straße der Straßenkörper, der Luftraum darüber und Zubehör wie Verkehrszeichen oder Bepflanzung. Gehwege sind demnach jene Straßenteile, die für den Fußverkehr gedacht sind. Andreas Scheuer könnte sich große Verdienste erwerben, wenn er auch den Luftraum über den Straßen für Fußgänger freigäbe - ohne Maut, versteht sich.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2020
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