Sprachlabor:Strumpfsockig in der Limo

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Zu Hause laufen viele gern auf Strümpfen, das Adjektiv ist wohl nicht so bekannt. Genauso ist es mit der Doppeldeutigkeit von Limo.

Von Hermann Unterstöger

UNDULDSAMKEIT ist sonst nicht Sache unserer Leserinnen und Leser, aber hin und wieder neigen sie doch dazu, speziell wenn es um Wörter geht, die es ihrer Ansicht nach nicht gibt oder die ihnen missfallen. Leser R. behagt "strumpfsockig" nicht. Das Wort ist ihm inhaltlich zu wirr, und er weiß auch nicht, ob es im Duden vorkommt. In so einem Fall hilft Nachschlagen: "Strumpfsocke, die: bis zur Wade reichende Socke." Daraus ergibt sich, dass, wer strumpfsockig umhergeht, solche Socken trägt, aber keine Schuhe. Im Alltag dürfen das auch kürzere Socken sein: Im Bairischen sagt man seit eh und je "strumpfsoggad", egal wie die Socken oder Strümpfe beschaffen sind. Auf keinen Fall aber ist damit das gemeint, was Herr R. unterstellt: dass einer sowohl Socken als auch Strümpfe anhabe. Obwohl, im Winter, warum nicht?

MISSFÄLLIG äußert sich auch Leser L., und zwar über die Wendung, dass Schröder den Krieg in der Ukraine "lauwarm" kritisiert habe. Hätte er ihn, so fragt er, "siedendheiß" oder "eiskalt" kritisieren sollen? Um Alternativen war es aber gar nicht gegangen, sondern um das Halbherzige an Schröders Äußerung, und dafür haben wir nun mal das unserem "lauwarm" zugrunde liegende Wort "lau". Dessen übertragene Bedeutung wird in Grimms Wörterbuch mit "lässig, nicht feurig oder tatkräftig, ohne rechte Teilnahme oder Begeisterung" definiert.

"GEHT'S NOCH?", fragt Leser R. im Hinblick auf den Titel "13-Jähriger entführt Limo", und wenn wir den Duktus seines Briefs richtig deuten, gehört er zur Generation derer, die Limo ausschließlich als Limonade verstehen und es gern dabei belassen würden. Tatsächlich hatte der Bub die teure Limousine seines Vaters gekapert und zu Schrott gefahren. Herr R. dürfte nicht der einzige sein, der nicht wusste, dass Limo auch als Kurzwort für Limousine gebräuchlich ist, bizarrerweise sogar für Stretch-Limousinen, die eigentlich ein superlanges Wort verdient hätten.

© SZ vom 19.03.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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