Sprachlabor:Sorge um Putin?

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Nebst einer genaueren Betrachtung, was es mit den Bürgersleuten und mit den Granden auf sich hat.

Von Hermann Unterstöger

UM SEIN SPRACHGEFÜHL ist unser Leser H. besorgt. Grund dafür ist die Aussage, wonach man sich "um einen Krieg aus Versehen nicht mehr so viele Sorgen machen" müsse wie einst, da Kriege heute mit Absicht und im Licht der Öffentlichkeit geführt würden. Besagtes Sprachgefühl leidet darunter, dass hier wieder einmal um und wegen verwechselt worden seien, und Herr H. illustriert das Wesen dieser Verwechslung mit folgendem Mustersatz: "Ich würde mir nie und nimmer Sorgen um Wladimir Putin machen, tue das aber umso heftiger wegen ihm."

SEIT BEKANNTWERDEN des für sie so lukrativen Maskengeschäfts wurde Andrea Tandler fast mantraartig als "Tochter des CSU-Granden Gerold Tandler" bezeichnet. Unabhängig davon, ob Don Geroldo dem spanischen Hochadel angehört und vom König mit "Mi primo" (mein Vetter) angeredet werden darf, stellt sich für unsere Leserin W. die Frage, ob Andrea Tandler sich nicht längst, und sei es durch recht dubiose Leistungen, aus den väterlichen Schatten herausgearbeitet hat.

SOWEIT ER SICH ERINNERN könne, habe er, Leser Dr. K., in der SZ das Wort "Bürgersleute" noch nicht gelesen. Demnach wäre Herr K., verglichen mit unserer sonstigen Leserschaft, ein erfreulich junger Mann, denn für die letzten zehn Jahre finden sich dafür im Archiv immerhin an die 15 Belege. Freilich hat er nicht unrecht, wenn er das Wort einer versunkenen Welt zuordnet, die ihrerseits den Bürgersleuten die Attribute schlicht und wacker zuordnete und sie mit Büchern wie der "Hauspostille für christliche Bürgersleute auf alle Sonn- und Festtage" (Grimma, 1837) durchs Jahr geleitete.

IN BAYERN RECHNET MAN auch das Rheinische zu den Fremdsprachen, aber wenn in einer Faschingsreportage unter anderem die Festivität der "Exil-Rheinländer" vorkommt, ist die SZ weltläufig genug, das Partizip "gebützt" (von bützen gleich küssen oder busseln) einzubauen. Leserin M. sah das anders, nämlich als eine Art Verrat am Bairischen. Sie schrieb: "Wir sind hier in München bzw. Bayern." Ei jò, sëscher!, wie sie im Saarland sagen.

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