IN DEM LIED "Schützen wir die Polizei" besingt Georg Kreisler seltsame Objekte gesellschaftlichen Schutzes: "Wir haben außerdem den Mutterfreudenschutzverband / und einen Schutzverband fürs teure Vaterland." Seine Schutzkritik scheint anzuhalten, wie zwei Zuschriften vermuten lassen: Leserin H. war von dem Begriff "Katastrophenschützer" irritiert, Leser Sch. vom "Klimaschutz". Kern der leicht spitzfindigen Interventionen: Weder die Katastrophen noch das Klima bedürften des Schutzes, sie seien, wenn wir das richtig verstanden haben, irgendwie autonome, wenn nicht gar souveräne Ereignisse. Rabulistik dieser Art macht ja immer Spaß. Trotzdem sei kurz daran erinnert, dass auch beim Lärm-, Zecken-, Rauch-, Hochwasser- und Sonnenschutz nicht der Lärm, die Zecken und so fort geschützt werden sollen, sondern wir vor ihnen. Was aber das Klima angeht, so ist es bei Weitem nicht so autonom oder souverän, wie man glauben möchte. Nicht ohne Grund tragen wir Menschen den Titel "Klimafaktor", der klimaseits keineswegs als Ehrentitel verstanden wird.
DAS GUTE ALTE "Wunschdenken" wurde kürzlich durch "wishful thinking" ersetzt, worüber unsere Leser L. und H. nur die Köpfe schütteln konnten. Die Autorin bat um Nachsicht und erklärte den Anglizismus damit, dass ihr bei der Arbeit ein Song mit genau diesem Ausdruck durch den Kopf gegangen sei. "In mir klingt ein Lied", und das bei einem Text zur aktuellen Steuerschätzung: Haben wir nicht ein wish- & wonderful Arbeitsklima?
ZU DEN AM STEILSTEN aufsteigenden Anglizismen, genauer gesagt: Lehnübersetzungen, gehört die "Raketenwissenschaft". Die Presse ist voll mit Behauptungen, dass Kochen, Radfahren oder, aktuell, Impfen keine Raketenwissenschaften seien, und genauso wurde jetzt bei uns beteuert, dass das, was zwischen den Geschlechtern passiert, " keine Raketenwissenschaft" sei. Leser G. steht einsam auf der Abschussrampe. Er weiß, was "it is no rocket science" heißt: Ist keine Hexerei.