Wenn in jüngster Zeit irgendetwas wirklich ergiebig war, dann die in allen Blättern, die SZ eingeschlossen, gemeldeten „ergiebigen Regenfälle“. Es wäre zu erforschen, ob zutrifft, was Leser B. unterstellt: dass die Qualifikation ergiebig bei herrschender Überschwemmungsgefahr von Betroffenen als Hohn aufgefasst wird. Fürs Erste darf vermutet werden, dass das an sich positiv konnotierte ergiebig in stehenden Wendungen wie ergiebige Niederschläge seinen Sinn eingebüßt hat und als eleganteres Synonym für schwer oder gewaltig verwendet wird. Das scheint wohlgemerkt nur für massive Regenfälle zu gelten. Bei einer Massierung etwa von Raubüberfällen käme niemand auf die Idee, „ergiebige Raubüberfälle“ zu melden. Freilich hat Herr B. recht, wenn er dazu auffordert, das in diesem Fall blasse, ja dubiose ergiebig durch kräftigere und weniger schillernde Adjektive zu ersetzen.
Gastautoren sind uns heilig, doch sollte die Verehrung nicht so weit gehen, dass wir Fehler, die ihnen unterlaufen, respektvoll stehenlassen. Einer von ihnen schrieb bei uns unlängst, dass die Studenten in Auerbachs Keller „ihr Bier schlürfen“. Unser Leser Dr. R. stellt richtig, dass sie nichts als Wein schlürfen, und belegt das mit zahlreichen Fundstellen. Die Sache ist klar, und das Gelage endet damit, dass sich die Saufbrüder gegenseitig bei der Nase fassen. Mit Bier wär’s vielleicht anders ausgegangen.
Ungarns Usancen würden, wie es bei uns hieß, in Brüssel von allen Beteiligten „eingepreist“. Das bewog Leser Dr. F., die Verbformen preisen, pries, gepriesen ins Gedächtnis zu rufen. Der große Duden von 1995 führt einpreisen noch nicht. Wohl aber tun dies die neueren Wörterbücher, die es mit „im Preis berücksichtigen“ erklären. Aus dieser engen Sachbedeutung hat das Verb sich längst befreit, das geht so weit wie kürzlich bei der taz, der zufolge die „Reichsbürger“ beim Sturm auf den Bundestag Tötungen eingepreist hätten. Bei Grimm gilt einpreisen so viel wie einschnüren, was mit des Simplicissimus Entzücken darüber belegt wird, dass eine schöne Frau „ihre Zucker-Ballen (…) hinlässig eingepriesen“ habe.