HOFFNUNG für die Ukraine? Leser Sch. zitiert dazu diesen Satz: „Noch verfügen Costa und Kallas über geheime Schatztruhen voller Euros oder gut versteckte Arsenale voller Waffen, die sie dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij überlassen könnten.“ Was sich hier wie „Noch ist Polen nicht verloren“ anhört, ist in Wirklichkeit eine sehr düstere Botschaft. Im vorhergehenden Satz hatte es nämlich geheißen, dass der neue EU-Ratspräsident António Costa und die neue Außenbeauftragte Kaja Kallas „weder“ etwas über Trumps künftiges Verhalten zur Ukraine sagen könnten. Bei diesem Stand der Mitteilung wurde der (in der Tat ziemlich komplexe und entsprechend lange) Satz durch einen Punkt abgeschlossen, was nicht nur das „weder“ seines legitimen Pendants „noch“ beraubte, sondern auch den Sinn des oben zitierten zweiten Gliedsatzes in sein Gegenteil verkehrte. Es ließe sich an dieser Stelle viel über die Regeln des Satzbaus sagen, insbesondere darüber, dass man, was dessen Geist durch Kommata verbunden hat, nicht durch Punkte trennen soll. Unsere Leserin K. steuert dazu ein kurzes, aber recht eingängiges Beispiel bei: „Das Land braucht nicht nur weniger Paragrafen. Sondern auch mutigere Beamte.“ Ein Komma an Stelle des Punkts wäre korrekt gewesen, wobei einschränkend zu sagen ist: Da es sich um den Schluss eines Kommentars handelte, war die Trennung durch Punkt als ein „Aufmerksamkeit schaffendes Stilmittel“ (so Frau K.) zu vertreten.
DASS DAS BAIRISCHE der Schreibung widerstrebt, ist bekannt, doch sollte dies nicht zu Fehlformen wie der von Leser Q. angezeigten führen. In einer Glosse kam die Wendung „die Wadl vire richten“ vor, bei der nicht das bei „Wadl“ fehlende „n“ das Problem war, sondern das „vire“ als vermeintlich korrektes Dialektwort für „nach vorn“. Dazu ist in Schmellers Bayerischem Wörterbuch, Bd. 1, Sp. 745, zu lesen: „Fast alle Wörter, die im Hochdeutschen die Vorsylbe vor haben, werden im Dialekt auch mit der Vorsylbe für (ahd. furi) gebraucht.“ Schmeller erwähnt die kernbairische Wendung „gê füri’“, also „geh nach vorn“, und dorthin werden nach alter Tradition auch die Wadln gerichtet. Hermann Unterstöger