Sprachlabor:Ein Scherz, der vielleicht keiner ist

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Ärger und Freude liegen oft nah beieinander: Nicht alle können lachen, wenn von "Rickrolling" die Rede ist.

Von Hermann Unterstöger

MANCHE LIEDER können gar nicht anders beginnen, als wie sie beginnen: "So ein Tag, so wunderschön wie heute" oder "So ein Mann, so ein Mann". Als Teile von lyrischen Gebilden sind sie dem Sprachalltag enthoben. Wären sie das nicht, bekämen sie von Leser Dr. R. die Note 5. Er hält "so ein" für miserables Deutsch und plädiert für "solch ein" (Note 2,3) oder "ein solcher" (Note 1,0). Die Grammatik stützt solch eine Qualifizierung nur halbherzig. Sie wertet "so ein" als umgangssprachlich, lässt es aber auch im Schriftlichen gelten, "vielfach um der Charakterisierung des Sprechenden willen" (Duden 1959). Fragen wir bei großen Autoren nach, sieht es ganz danach aus, als hätten sie gegen "so ein" keine Bedenken: "... wenn es nämlich wirklich so eine Freiheit des einzelnen Tuns gäbe" (Schopenhauer, Zur Ethik).

"DAS WEISS MAN!" Mit diesem überheblichen Satz lässt sich keine Zeitung machen, da "man", also die Leserinnen und Leser, das eine oder andere eben nicht weiß, was in der Redaktion als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Leser W. war verärgert, als die Cree nicht näher erläutert wurden. Zu Recht? Sagen wir's so: Man muss nicht wissen, dass die Western Cree in ihrer Sprache Paskwāwiyiniwak heißen oder dass Häuptling Ahchuchhwahauhhatohapit von 1845 bis 1917 lebte, aber dass es sich bei den Cree um ein indigenes Volk Nordamerikas handelt, sollte sich doch herumgesprochen haben.

WAS MAN NICHT WISSEN MUSS: Dass "Rickrolling" ein im Internet geborener Scherz ist. Als ihm trotzdem das Partizip "gerickrollt" vor die Nase gesetzt wurde, fand Leser R. das alles andere als lustig.

IN EIGENER SACHE. In der Beilage "77 Jahre SZ" wurde obiges Logo mit "der Laborant im Inneren eines Reagenzglases" umschrieben (in diesem Beitrag hier). Leserin B. zufolge handelt es sich bei dem Gehäuse aber um einen Erlenmeyerkolben. Man nennt ihn auch Schüttelkolben, wodurch sich vielleicht allfällige Fehler des Laboranten erklären lassen.

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