"GROSSES BEFREMDEN" löste bei Leser (Leserin?) K. die Überschrift "Oben ohne" aus. Sie stand über einem Artikel, der das Ende der Maskenpflicht an den Schulen behandelte, und K. fand angesichts dieses "sexualisierten Begriffs", dass Kinder "auf allen Ebenen und immer im erwachsenen Diskurs vor erwachsenen Phantasien der Entblößung zu schützen" seien. Bei allem guten Willen, auch sprachlich sauber zu bleiben und Zweideutigkeiten hintanzuhalten, ist hier doch zu fragen, ob der Begriff "oben ohne" nicht jenseits seines ursprünglichen Sinnes ein Eigenleben gewonnen hat, das ihn zum gelegentlichen - und bitte ohne Augenzwinkern zu übenden - Alltagsgebrauch tauglich macht. In der Presse findet sich, wie so vieles, auch diese Verwendung abgebildet, etwa wenn Geo Saison zur Krise in der Hutstadt Lindenberg schreibt: "Die Kundschaft ging plötzlich lieber ganz oben ohne und die Hutindustrie in Lindenberg ein." Die Wendung wird offenbar auch für höhere Themen als die Maskenpflicht verwendet, wie eine Predigt zeigt, in der Kardinal Joachim Meisner als Beleg allgemeiner Gottvergessenheit das Werk "Oben ohne - für eine metaphysikfreie Wirklichkeit und eine gott- und götterlose Welt" anführte.
AUCH "GAS GEBEN" hat sich von seiner Urbedeutung so weit entfernt, dass bei Verwendung dieser Metapher das Gaspedal des Autos nicht mehr mitgedacht wird. Trotzdem stört es Leser K., wenn von Lokführern gesagt wird, sie gäben Gas oder gingen von diesem herunter. Freilich ist K. Eisenbahnspezialist und durch solch schräge Zuweisungen leichter als andere aus dem Gleis zu bringen.
DAS WORT ZEUGE gehört zu den "schwachen" Maskulina, die nach den Regeln der n-Deklination im Genitiv, Dativ und Akkusativ Singular ein "n" angehängt bekommen: der Zeuge, des Zeugen usw. Bei uns begab sich der Genitiv "des Kronzeuges", was Leser B. auf die Definition dessen harren lässt, was genau "das Kronzeug" ist.