RICHTIG UND DOCH SCHRÄG: So empfand Leser Sch. die Aussage, man sollte bei Kindern die Zeit „für die Sicherung einer Schrift und die Schreibflüssigkeit insgesamt nutzen“. In seinem Eifer vermutete Herr Sch., es sollte die Tinte oder gar das Blut gesichert werden. Dabei ist die Flüssigkeit im Schreiben der Flüssigkeit im Sprechen zu vergleichen, die im Internet einmal als die Fähigkeit definiert wird, „ohne Pausen, Zögern oder Umwege mühelos und kohärent zu kommunizieren“. Wo Herr Sch. freilich recht hat: Man hätte, um Tinte und Blut zu umgehen, vom Schreibfluss reden sollen.
UNSER LESER R. ist „Univ.-Prof. em. Dr. phil. habil.“. Er wirkte an zwei Universitäten, jedoch „beides ohne Lehrstuhl, nur mit Bürostuhl“. Mit diesem pikanten Detail aus seiner Vita academica will er das Wortfeld „Lehrstuhl“ so bereinigen, dass am Schluss nur noch der Papst als einziger echter Lehrstuhlinhaber übrig bleibt, also als der, der von seinem Stuhl aus – ex cathedra – die heilige Lehre verkündet und der als Souverän des Vatikanstaates wahrscheinlich auch der Besitzer bzw. der Eigentümer obbemeldten Stuhls ist, jedenfalls dessen Inhaber. (Das Wort obbemeldt gibt es wirklich, es kommt bei Eduard Mörike an heiterer Stelle vor.) Wollten wir R.s Anregung, „den/die Lehrstuhlinhaber/in“ vollständig durch „den/die Professor/in“ zu ersetzen, zu verwirklichen suchen, wäre das ein Projekt, der Begleitung durch den oder jenen Lehrstuhl für angewandte empirische Journalismusforschung durchaus würdig.
GOETHE hat das Wort „durchaus“ geliebt, und als Karl Heinrich Sintenis 1800 ein Buch über Gott schrieb, wählte er dafür den Titel „Theophron, oder: es muß durchaus ein Gott seyn! – und zwar was für einer?“ Damit ist die Frage unseres Lesers H., welche Funktion das Adverb habe, noch nicht beantwortet, aber dass es, wie Herr H. selbst sagt, so viel wie unbedingt bedeuten kann, gilt als sicher, vielleicht sogar als durchaus sicher. Interessant ist die Herleitung. Kluges Etymologisches Wörterbuch nennt als Basis „hindurch und hinaus“, Pauls Deutsches Wörterbuch hingegen „hindurch und wieder heraus“.