Sprachlabor:Allerlei Persönliches

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Zum Beispiel: Nicht Pillnitz, sondern Hosterwitz?

Von Hermann Unterstöger

WER IN CC gesetzt wird, darf sich auch angesprochen fühlen. Leser W. holte auf diese Weise das Sprachlabor ins Boot, als er den Aboservice-Chef rüffelte, weil die SZ am 2. Dezember um 6 Uhr wieder „auf dem feuchten Fußabtreter“ gelegen habe. Das Labor ist dafür nicht zuständig, wird aber Zustell-Beobachter entsenden. Inkognito natürlich.

PERSÖNLICHES ERLEBEN spricht auch aus Herrn W.s zweitem Brief. Darin geht es um die Bäckerei Wippler, als deren Sitz bei uns Pillnitz genannt wurde. Leser W. korrigiert das in Hosterwitz. Sein Argument: „Ich bin dort in unmittelbarer Nähe aufgewachsen.“ Wir lassen das im weiten Feld stehen, ergänzen es aber dahingehend, dass Hosterwitz/Pillnitz mit Niederpoyritz, Oberpoyritz und Söbrigen ein statistischer Stadtteil Dresdens im Stadtbezirk Loschwitz ist.

NOCH PERSÖNLICHER wird es, wenn sich unser Leser W. zum Thema „Dinner for One“ zu Wort meldet. Er tut das seit Jahren, und es geht dabei immer um die Behauptung, der Sketch sei 1963 erstmals ausgestrahlt worden. Tatsächlich war er schon am 9. Dezember 1961 in der Sendung „Lassen Sie sich unterhalten“ zu sehen. Herr W. weiß das genau, weil seine Frau, damals hochschwanger, derart lachen musste, dass die Wehen einsetzten. Kurz danach kam beider Sohn zur Welt. Die SZ hat die Geschichte bereits vor 21 Jahren groß ausgebreitet, aber sie ist ja auch zu schön.

EINEN PERSÖNLICHEN ZUGANG hatte auch unser Leser K. zu einer sprachlichen Finesse. Die Überschrift „Dreht das Land der Stadt den Hahn ab?“ weckte in ihm die Erinnerung daran, dass er es einmal schaffte, einen eingerosteten Hahn abzudrehen. Das, meint er, könne doch unmöglich der Plan des Landes sein (gemeint war der Kreis Miesbach, woher München sein Wasser bezieht). Allerdings ist anzumerken, dass abdrehen im Sinn von abschalten oder zudrehen sehr wohl geläufig ist. Eines der bizarrsten Lieder Georg Kreislers trägt den Titel „Dreh das Fernseh’n ab, Mutter, es zieht“. Da war mit Fernseh’n vermutlich nicht das Programm gemeint, sondern das Gerät.

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