Sprachlabor:Gar nicht lustig

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Wie oft wurde das Juxwort "nichtsdestotrotz" im Jahr in der SZ verwendet? Die Zählung ergab 150 Mal. Das sei kein Weltuntergang, meint Hermann Unterstöger. Nichtsdestominder solle das Wort aber in seriösen Texten gemieden werden.

Von Hermann Unterstöger

ALS EIN VW-MANN die gegen ihn verhängte Strafe anfocht, tat er das bei uns unter der Rubrik "VW-Mitarbeiter fechtet Strafe an". Das ermunterte einige Leserinnen und Leser, ihrerseits vom Leder zu ziehen und für die korrekte Form ficht zu streiten, einer von ihnen mit der Unterstellung, die Rechtschreibung fechte uns wohl nicht an. Dabei ist das weniger eine Frage der Rechtschreibung als eine der Grammatik, Abt. Konjugation des Verbs. Fechten gehört zu den starken Verben, deren Stammvokal sich im Präteritum ändert: fechten, focht, gefochten. Zusätzlich unterliegt es dem e/i-Wechsel, der eine sekundäre Präsensstammform begründet: fechten, du fichtst. Unter den Freaks wird das Vokalerhöhung genannt.

AN DIE "JOURNAILLE", ein aus Journalismus und Kanaille zusammengesetztes Schimpfwort, erinnert Leser J., und zwar anlässlich seiner Klage, dass das Juxwort nichtsdestotrotz bei uns und in anderen Blättern zu oft verwendet werde. Für die SZ ist eine durchschnittliche Jahresausbeute von 150 nichtsdestotrotz zu vermelden. Das ist kein Weltuntergang. Nichtsdestominder (auch nicht schön, aber wenigstens richtig) sollte das Wort in seriösen Texten gemieden werden.

DAS VERB "UMSPÜLEN" treibt sich vornehmlich in der Tourismusbranche herum, wo von lieblichen Wellen umspülte Felsen vorgestellt werden. Goethe verwendete es ebenfalls. In Niederbronn widerfuhr ihm Folgendes: "Hier in diesen von den Römern schon angelegten Bädern umspülte mich der Geist des Altertums, dessen ehrwürdige Trümmer ..." Ähnlich wie den Felsen und Goethe erging es bei uns der Menzinger Straße, die als verkehrsumspült charakterisiert wurde. Leserin Sch. will das "schnell und unterhaltsam" geklärt haben. Weder das eine noch das andere ist zu machen. Man kann nur vermuten, dass die Menzinger Straße einst vom Verkehr durchspült wurde und dass, als sie sauber war, dieser sich einer neuen Aufgabe zuwandte: dem Umspülen.

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