KANONEN nannte man einst auch Stücke. Daran musste Herr G. denken, als er bei uns las, dass Putin "große Stücke" auf Schröder halte. Die Phrase große Stücke auf jemanden halten sei fehlerhaft, sagt er, da man doch viel von und nicht auf jemanden halte. Woher "so ein unpassendes Bild" komme? Nun, Röhrichs Lexikon der Redensarten vermutet, dass die Wendung vom Wetten kommt, "wo im Vertrauen und in der Hoffnung auf einen Gewinn ein großer ,Einsatz', d. h. ein hoher Geldbetrag, gewagt wird". Grimms Wörterbuch kennt diese Spekulation ebenfalls, lehnt sie aber ab. So oder so hat die Phrase nichts mit Kanonen zu tun, Gerhard Schröder kann also ruhig wieder aus dem Bunker herauskommen.
IN EINEM GASTBEITRAG über den Exodus türkischer Eliten hieß es: "Eine Diaspora qualifizierter Arbeitskräfte ist bereits im Gange." Die Diaspora leitet sich aus dem Griechischen her und bedeutet Zerstreuung, doch kann das Wort deswegen nicht als Synonym für Exodus eingesetzt werden. Leser R. dazu: "Eine Diaspora kann ja allerlei, wachsen, schwinden, verfolgt werden oder einfach nur da sein, aber im Gange sein kann sie nicht."
DER AUCH IN FRANKREICH bekannte Bruch zwischen Ferien und Rückkehr in den Alltag wurde als "Zensur der rentrée" bezeichnet. Leser H. merkt an, dass das Zäsur hätte heißen müssen, doch tut er das ohne Grimm, sondern mit lächelndem Hinweis auf ähnliche Stolperfallen: Reverenz/Referenz, Rezension/Rezession. Man kann das um Geisel/Geißel oder Katheder/Katheter erweitern, doch sind solche Schnitzer immer noch ein gutes Stück von dem entfernt, was im "Zauberberg" Frau Stöhr leistet, die desinfiszieren sagt, kosmisch mit kosmetisch verwechselt und den Assistenten Krokowski Fomulus nennt. "Also", schließt Herr H., "immer schön achtsam sein", und in Klammern hängt er eine beherzigenswerte Mahnung an: "Und niemals diese grässliche Modevokabel achtsam verwenden!"