Sprachlabor:Falsches Bekenntnis

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Eine Leserin stört sich nach Terroranschlägen immer wieder an dem Ausdruck, jemand habe sich zu der Tat "bekannt". Sie schlägt vor, zu einem anderen Wort zu greifen.

Von Hermann Unterstöger

UNTER BEKENNERN verstand die Kirche zunächst Menschen, die ihrem Glauben treu blieben, ohne dafür das Martyrium zu erleiden, später auch solche, die durch Glaubenskraft hervorstachen. Daraus resultiert das Unbehagen, das jedermann überkommt, wenn Verbrecher sich mit Bekennerschreiben zu Wort melden und die Verantwortung für etwas übernehmen, was nicht zu verantworten ist. Unser(e) Leser(in) B. schlägt vor, das Wort Bekennerschreiben durch Selbstbezichtigung zu ersetzen. In der Amtssprache ist das Selbstbezichtigungsschreiben durchaus gebräuchlich, wird sich aber, kompliziert wie es nun mal ist, gegen das Bekennerschreiben kaum durchsetzen können. Selbst wenn man einräumt, dass auch Räuber und Mörder ihre Untaten bekennen können, bleibt das Unbehagen, weil den Terroristen die dabei zu vermutende Reue in aller Regel abgeht.

"WIE GENIERLICH!", schreibt Leser L. im Hinblick auf die Aussage, dass sich viele Bundesbürger abends "auf ihrem Coach fläzen". Bei uns stand indes laut Archiv, dass sich die Bürger "auf ihrer Coach fläzen", was an die jungen Männer erinnert, die einer unserer Reporter vor Jahr und Tag dabei beobachtete, wie sie "auf den Diven" lagen und Wasserpfeife rauchten. Strittig ist, ob man eine Trainerin als die Coach bezeichnen kann, unstrittig aber, dass sich die Bürger, wenn's schon sein muss, nur auf der Couch, also dem Sofa oder Kanapee, fläzen sollten.

ÄRZTE UND PFLEGEPERSONAL sind oft körperlichen Angriffen ausgesetzt. Was wird dagegen unternommen? "In der Notaufnahme liegen", wie es bei uns hieß, "Handbücher mit Griffen zur Selbstverteidigung aus." Leser H. findet das grundsätzlich lobenswert, wendet jedoch ein, dass Handbücher zu leicht seien. Um der Abwehr mehr Effizienz zu verleihen, wäre es seiner Ansicht nach von Vorteil, besagte Griffe an schwerere Bücher anzuschrauben - "entsprechende Folianten sollten in der Fachliteratur aufzutreiben sein".

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