Sprachlabor:Falsche Freunde

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Bei der Übersetzung englischer Redensarten kann man sich leicht verheddern, bei der Setzung von Kommas auch.

IN DEN ADEL erhoben hat die Kommata Adorno, als er ihnen eine Beweglichkeit zuschrieb, die sich dem Ausdruckswillen anschmiege; dank solcher Nähe zum Subjekt würden sie aber besonders empfindlich "mit Ansprüchen, die man ihnen kaum zutraut". Im Alltag wirkt sich diese Kapriziosität so aus, dass das Komma nicht mit der gleichen Sicherheit gesetzt wird wie der Punkt oder das Fragezeichen. Einen Beleg dafür hat Leser G., und zwar "die größte, bekannte urgeschichtliche Eule". Hier verzerrt das Komma den Sinn, denn es geht nicht um die größte aller Eulen, sondern um die größte unter den bekannten Uralteulen. Ebenfalls für falsch hält Leser Dr. L. das Komma in der Überschrift "Wie sie wurden, was sie sind", doch ist er mit dieser Vermutung auf dem Holzweg. Bei "was sie sind" haben wir es mit einem Relativsatz zu tun, genauer gesagt mit einem, der, wie die Grammatik weiß, die Rolle eines Satzglieds spielt, in unserem Fall die des gedachten Demonstrativpronomens "das" (Wie sie das wurden ...). Relativsätze aber sind allemal durch ein Komma vom Hauptsatz abzutrennen.

"GUTE FREUNDE kann niemand trennen" (Franz Beckenbauer), aber Falsche Freunde bringt man auch so schnell nicht mehr los. Leserin Dr. W. und Leser J. verhedderten sich in Texten, in denen einmal von Deutschen die Rede war, die mit den Usancen von Tesla fein sind, ein andermal von den Franzosen, die mit der Währung ECU fein waren. In beiden Fällen beriefen sich unsere Autoren auf die erlaubte Lust, mit Anspielungen zu arbeiten, doch hätten ihre Texte keinen Schaden genommen, wenn die Wendung "I'm fine with that" mit "Damit komme ich klar" übersetzt worden wäre.

APROPOS TESLA: Dass dessen Modell Y "die Schnappatmung bei BMW, Mercedes und VW weiter erhöhen" könnte, bewog unseren Leser Dr. med. W. zu einem Dank an die Firma Tesla. Mit einer Erhöhung der Schnappatemfrequenz könnte sie zum Lebensretter für die Konkurrenz werden.

© SZ vom 08.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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