Sprachlabor:Es pest die Pest

Bei manchen Leser-Zuschriften möchte man zunächst fragen: Was will er/sie denn? Doch bei näherer Beschäftigung mit dem Problem erfährt man durchaus Neues. Zum Beispiel wenn man das Verb "pesen" nachschlägt. Oder die Sache mit der Pest...

Von Hermann Unterstöger

BEI MANCHEN ZUSCHRIFTEN möchte man mit Ludwig Thoma fragen: "Was hat bloß der Kommerzjenrat? / Man sieht doch, dass er etwas hat!" Leser S. ist kein Kommerzjenrat, aber prima vista schien sein Anliegen höchst müßig zu sein. Von einem Schaf hatte es geheißen, es "pese" immer wieder los, und Herr S. wollte wissen, wie dieses Wort zu schreiben sei: Es pest, peist oder pacet. Die Wörterbücher lassen keinen Zweifel daran, dass es pest heißen muss, doch was man darüber hinaus erfährt, sei für alle, die über pesen nichts wissen, hier kurz wiedergegeben. Kluges "Etymologisches Wörterbuch" leitet pesen von to pace (im Passschritt reiten) ab, desgleichen Pauls "Deutsches Wörterbuch", das hinzufügt: "wohl in Anlehnung an lat. pēs "Fuß" auf Menschen übertragen". Gut zu wissen, und darum sei Herr S. auch bestens bedankt.

WAS ABER DIE PEST angeht, so war über sie zu lesen, dass sie "mit dem Ende des antiken römischen Reichs und dem Beginn des Mittelalters zusammenhängt". Leserin H. glaubt nicht, dass der Untergang des römischen Reiches und der Beginn des Mittelalters schuld an der Pest sind; eher habe die Pest am Ende des römischen Reiches mitgewirkt. Was ging damals vor sich? Historiker, angetreten!

SCHWER INS GRÜBELN kam Leserin B., als ihr "Betrüger" begegneten, "die sich als falsche Polizisten ausgeben". Ihrer Ansicht nach ist jemand, der sich als falscher Polizist ausgibt, kein Betrüger, da er ja nicht vorspiegelt, ein echter Polizist zu sein. Hört sich irgendwie an wie die Regel, dass minus mal minus plus ergibt.

WAS MAN VON KENT NAGANO bislang noch nicht wusste: dass er ein "blümeranter Geschichtenerzähler" ist. Unserem Leser L. wurde dabei leicht blümerant. Sollten wir je auf Nagano treffen, würden wir zu ihm "Du bist'n schönen Blümerant" sagen und abwarten, wie er reagiert. Kann er auch Mecklenburgisch, weiß er, was das dort heißt: "Du bist ein ganz Übler."

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