Sprachlabor:Börsechef ohne „n“?

Lesezeit: 1 Min.

(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Ferner: Was von der EM liegen geblieben ist

Von Hermann Unterstöger

DAS KLEINZEUG, das bei Messen anfällt, fassen die Berichterstatter gern unter dem Begriff „Messesplitter“ zusammen. In diesem Sinn hier ein paar liegen gebliebene EM-Splitter.

Die Mitteilung, der spanische Fußballspieler Nico Williams sei „oberkörperfrei“ durch die Tür getreten, löste bei unserer Leserin Sch. besorgtes Interesse aus. Doch keine Angst, der Mann hat seinen Oberkörper noch.

Erstaunt war unser Reporter über einen Mann, der in der Dortmunder Innenstadt zwischen die Mülltonnen pinkelte und dabei „stilecht die Fluppe im Mund“ behielt. Unserem Leser G. zufolge ging es dabei aber nicht um Stil. Er glaubt, „dass der Pinkler schlichtweg keine Hand für die Fluppe frei hatte“.

Schon vor einiger Zeit rätselte unser Leser S., was mit der Floskel „ein Stück weit“ gesagt sein soll. Vielleicht rückte ihm die Antwort ein Stück nah, wenn er gesehen und gehört hat, was Toni Kroos nach dem verlorenen Spiel gegen Spanien sagte. Kroos sagte, der Traum sei nun „ein Stück weit geplatzt“.

Generell weist Leser W., einst ein versierter Handballer, darauf hin, dass der Ball so gut wie nie „im Netz zappelt“. Da hat er recht, und es mag ihn erfreuen, wie das bei uns einmal gehandhabt wurde. Damals hieß es in der Fürstenfeldbrucker Ausgabe: „Da zappelt der Ball im Netz des Erstaunens“, doch war das kein echter Fußball, sondern die These eines Kenners, wonach der Fußball gar nicht aus England stamme.

WARUM DER PLURAL zugunsten des Singulars vermieden werde, will unser Leser G. wissen und legt als Corpus Delicti den „Börsechef“ vor: Auch wenn er nur eine Börse leite, bezeichne man ihn als Börsenchef. Da geht einiges durcheinander. Zum einen kommt der Mann bei uns allenfalls als Börse-Chef oder, korrekter, als Deutsche-Börse-Chef vor. Bei so einem Kompositum bleibt das Erstglied, auch Bestimmungswort genannt, unverändert: Börse. Der gängige Begriff Börsenchef hat, anders als Herr G. meint, keinen Plural zum Inhalt. Bei dem „n“ in der Mitte handelt es sich um ein Fugenelement, wie man es ähnlich auch beim Scheibenwischer oder bei der Modenschau vorfindet.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: