Sprachlabor:Begrifflichkeiten

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Wann Schubser und Bumser unpassende Ausdrücke sind, warum man statt ,,adult" bitte ,,erwachsen" schreiben soll und die Frage, ob Patient-Sein wirklich ein Beruf ist oder ob es sich nicht eher um eine sprachliche Ungenauigkeit handelt.

Von Hermann Unterstöger

IN DEN SECHZIGERJAHREN kam es in Südtirol zu einer Reihe von Sprengstoffanschlägen; der Volksmund fand für die Attentäter den vordergründig lustigen, aufs Ganze gesehen aber sehr makabren Spitznamen "Bumser". Für ähnlich unpassend hält es Leser R., wenn das Verbrechen, Leute vor den Zug zu stoßen, mit "schubsen" charakterisiert wird. Wie das Archiv lehrt, hat sich in der Presse der "Bahnsteigschubser", da und dort auch "Gleisschubser" genannt, als eigenständiger Tätertyp etabliert, und was das Verb "schubsen" angeht, so wird es auch in Zeitungen verwendet, die über den Verdacht erhaben sind, mit Entsetzen Scherz zu treiben. Im Duden steht für "schubsen" die nüchterne Definition "durch plötzliches Anstoßen in eine bestimmte Richtung in Bewegung bringen". Dessen ungeachtet haftet dem Wort etwas kindlich Spielerisches an, etwas Heiteres, an dem wir die "Gleisschubser" vielleicht besser nicht teilhaben lassen sollten.

EHEBRECHERISCHE LACHSE, noch dazu im Bayerischen Wald? Leserin Dr. B. hat sich zu dieser Vision hinreißen lassen, als ihr bei uns "adulte Luchse" begegneten. Wie sie auf Lachse kam, bleibt ihr Geheimnis, doch der Weg zum Ehebruch, sei es zu dem der Luchse oder dem der Lachse, führte über die Assoziation "adult/adultery". Hintergrund der prickelnden Affäre ist der Umstand, dass unser Berichterstatter den unter Zoologen gängigen Terminus "adult" übernahm. "Erwachsen" hätt's auch getan.

"PATIENTEN VERTRAUEN Medizinern mehr, wenn sie Berufskleidung tragen." Daraus ergab sich für Leser B. die Frage, ob Patient-Sein wirklich ein Beruf ist, und wenn ja, welche Berufskleidung man als Patient trägt. Eine Antwort fand er weder auf die eine noch auf die andere Frage, dafür leitete er aus unserem Text diesen Lehrsatz ab: "Leser schätzen Journalisten mehr, wenn diese die Regeln der deutschen Sprache beachten." Sie, die Leser, sind nämlich verdammt auf dem Quivive.

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