DAS HERUMREITEN auf einem Thema geht Schreiber wie Lesern auf die Nerven. Trotzdem muss heute noch einmal an den e/i-Wechsel erinnert werden, der es "ablautenden" Verben erlaubt, beispielsweise beim Imperativ ihren Stammvokal e durch ein i zu ersetzen: brechen, brich!, essen, iss!, nehmen, nimm! Selten wurden unfreiwillig so viele Zuschriften angeregt wie durch die Überschrift "Alexa, spreche wie Oma". Leser G. warnte davor, Alexa schlechtes Deutsch anzugewöhnen, was man, stünde einem der Sinn nach Kalauern, auch mit "Vergess das, Alexa!" wiedergeben könnte.
FÜR ZITATE ist die Redaktion insofern mitverantwortlich, als sie Fehler, die ihren Gesprächspartnern unterlaufen, unter der Hand bereinigen sollte. Hätte sie das auch bei folgender Aussage tun müssen: "Die Qualität und Zuverlässigkeit des Eisenbahnsystems ist nicht akzeptabel" (Bahn-Chef Lutz)? Leser Sch. findet, sie hätte "ist" zu "sind" verbessern müssen, da zwei Subjekte beim Prädikat den Plural erfordern. Dagegen könnte man einwenden, dass der Singular erlaubt ist, wenn diese zwei Subjekte als Einheit aufgefasst werden, wie wir das von der Redensart kennen, dass Hopfen und Malz verloren ist. In Kafkas "Schloss" heißt es: "Krankheit und Müdigkeit macht auch Bauern fein", und vielleicht hatte Lutz das ja im Hinterkopf, als er vom Zustand des Eisenbahnsystems Kunde gab.
ÜBER DEN WOLKEN soll laut Reinhard Mey die Freiheit grenzenlos sein, aber alles ist dort doch nicht möglich. Unsere Leserin Dr. B. kam zu dieser Einsicht bei folgendem Satz: "Nachdem Flugzeuge in einer Höhe von circa 8000 bis 15 000 Metern verkehren, hat die Luft dort eine Temperatur von rund minus 40 Grad." Frau B. sah hier die temporale und (seltene bis ungebräuchliche) kausale Verwendung von nachdem nachgerade klassisch verwechselt: Was immer die Luft da droben auf 40 Grad herunterkühlt, vorbeifliegende Flugzeuge sind es gewiss nicht.
Hermann Unterstöger