" Genosse Genießer" vom 27./28. Oktober:
Alles nur Neidgefühle?
Die SPD steckt in einer schweren Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise. Das wurde eben in der Hessen-Wahl wieder bestätigt. Umfragen zeigen auch: Die Linke hat der SPD bei der Frage sozialer Gerechtigkeit mittlerweile den Rang abgelaufen. Wie man dann beim Thema Genießertum und Luxusorientierung mancher SPD-Eliten publizistisch teilweise um Verständnis werben kann, führt in die Irre und geht an wirklicher Problemerkennung vorbei. Alles nur Neidgefühle? Zu wenig Gespür für die Verletzungen der alten SPD-Klientel? Man sollte nicht nach dem Grundsatz verfahren: Ist der Markenkern erst ruiniert, lebt sich's gänzlich ungeniert!
Ulrich Schreiber, Detmold
Entspannter angehen
Mit dem Begriff Toskana-Fraktion hat man zu meiner Zeit auch Politiker der Grünen verbunden, zum Beispiel Joschka Fischer. Wenn man Max Scharnigg glaubt, zeigt eine Rolex für 7300 Euro, dass man sich mit klassischen Werten auskennt. Das ist ein sehr interessanter Blickwinkel. Mit klassischen Werten habe ich bisher Begriffe wie Freiheit, Naturschutz, Familie, Gemeinschaft usw. verbunden.
Wenn jetzt hochpreisige Uhren an sich schon einen klassischen Wert darstellen, sollte man eher eine Patek Philippe am Arm zeigen. Die Staatssekretärin Sawsan Chebli selbst hätte das Rolex-Foto entspannter angehen müssen. Ich habe die Diskussion über Twitter verfolgt. Zuerst rechtfertigte sie ihre Uhr mit ihrer armen Kindheit ("musste als kleines Kind Holz hacken, weil wir uns keine Kohlen leisten konnten"). Dann wollte sie die Uhr und all ihr Hab und Gut weggeben, wenn die SPD dafür allein regieren darf. Sie war dieser Diskussion einfach nicht gewachsen. Man reift aber nur an Niederlagen, nicht an Siegen.
Werner Rausch, Griesheim