Söder-Tweet zu G 7:Alter Schmerz macht gehässig

Lesezeit: 1 min

Dass der CSU-Vorsitzende ausgerechnet Bundeskanzler Scholz übergeht, wird ihm als Unverschämtheit ausgelegt.

"Ohne Scholz" vom 27. Juni:

Söders Eitelkeit

Man kann froh sein, dass sich unser bayerischer Ministerpräsident nicht noch selbst zu den abgebildeten sechs Staatsmännern ins Twitter-Bild gesetzt hat - zwischen Berg und Himmel war noch Platz. Noch froher muss man aber sein, dass er nicht wurde, was er brennend gern geworden wäre, und was ihn offenbar bis heute so sehr schmerzt, dass er derartige Spielchen braucht und einfach den Bundeskanzler nicht mit ins Bild setzt, wohin dieser selbstverständlich gehört. Welch ein vorbildliches staatsmännisches Verhalten!

Irmtraud Bohn, München

Unverschämtheit

Leider wieder mal ein echter Söder: subtil, aber übel. Hätte der Titel des Bilds gelautet "Willkommen beim Gipfel" oder "Willkommen in Deutschland", wäre das Fehlen des Bilds von Olaf Scholz gerade noch mit dem Vorwand zu begründen gewesen, er sei ja der Gastgeber. Mit "Willkommen in Bayern" hätte er dagegen unbedingt auf das Bild gehört, denn so oft kommt er ja auch nicht hierher, auch er ist hier Gast, wenn auch von der CSU allerdings ein nicht unbedingt gern gesehener...

Die eigentliche Unverschämtheit hat der Autor schon angesprochen: Mit dem CSU-Logo unten rechts suggeriert Söder, G 7 sei eine CSU-Veranstaltung. Das passt zur Geltungssucht der CSU, ist aber sachlich völlig daneben. Außerdem pflegt er damit ein weiteres Mal den ebenso grundfalschen, dreisten Anspruch dieser Partei, Bayern könne man mit der CSU gleichsetzen - und umgekehrt. Nein, kann und darf man nicht! G 7 ist ein Treffen in Bayern, einem Land, das halt von der CSU regiert wird. Mit dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs selbst hat diese Partei absolut nichts zu tun.

Dass er in seiner Funktion als Ministerpräsident (MP) den Anreisenden die Honneurs auf dem Flugplatz gibt, einverstanden, normalerweise ein Akt der Höflichkeit, hier allerdings nicht zuletzt aus Geltungssucht, denn er kommt ja sonst bislang bei G 7 nicht vor. Wie gut! Aber MP ist eben gerade kein parteipolitisches, sondern ein Regierungsamt. Irgendwann sollte auch Markus Söder diesen Unterschied endlich respektieren, aber ich fürchte, darauf werden wir vergeblich hoffen.

Friedrich-Karl Bruhns, München

© SZ vom 28.06.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: