Süddeutsche Zeitung

Sigmar Gabriel:Chamäleons in der SPD

Einige Leser sehen den Wechsel des Ex-SPD-Parteichefs in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank kritisch. Ein solches Amt vertrage sich nicht mit Werten der SPD, so eine Schreiberin. Das werde bei den Kommunalwahlen in NRW Stimmen kosten.

Zu "Nützlich und konsequent", 27. Januar und "Amtsbonus" vom 25./26. Januar:

Da Autor Beise ihn erwähnt: Eines hat Willy Brandt nie getan, er ist nie "in die Wirtschaft gewechselt". Zu vermuten steht, dass er dies als Verletzung seiner politischen Integrität verstanden hätte. Eine begriffliche Kombination, deren Bedeutung - und Bedeutsamkeit - sich Leuten wie Koch, Pofalla, Schröder und jetzt Gabriel leider nicht erschließt. Deren Haltung ist ein wichtiger Grund dafür, dass unsere Demokratie in Gefahr ist, wir nehmen es den Akteuren in der großen Politik immer weniger ab, dass sie wirklich im Sinne der Allgemeinheit handeln. Die Wirtschaft braucht nicht mehr Gabriels, wie Beise kommentiert, sondern mehr charakterlich und durch den Werdegang geeignete Führer.

Michael-Alexander Seitz, München

Jeder Beamter wird ermahnt, mündlich und schriftlich darauf hingewiesen, was er annehmen darf und was nicht. Es zeichnet kein gutes Bild, wenn Politiker, gleich welcher Couleur, sich nach ihren politischen Ämtern mit Geld zuschütten lassen. Der einfach gestrickte Bürger geht dann davon aus, dass die da oben das alle so machen.

Christoph Reuß, Höchstadt/Aisch

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine große Lücke! Welche Interessen vertreten diese Politiker nun wirklich? Nach Schröder nun Gabriel! Ein Signal, das verheerender nicht ausfallen kann!

Erst Gazprom, jetzt Deutsche Bank; Warum sollte der Wähler dieser Partei mit diesem Personal vertrauen? Wie definiert die Sozialdemokratie soziale Gerechtigkeit, und was ist für sie soziale Gerechtigkeit? Wer sich den Mächtigen der Wirtschaft anbietet, sollte sich fragen, ob er nicht einen Vertrauensbruch an den Werten seiner Partei begeht. 2020 ist Kommunalwahl in NRW. Wie viel Glaubwürdigkeit hat diese SPD in NRW noch? Was kann man dem sozialdemokratischen Personal noch glauben?

Das Kapital eines Politikers ist Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit. Person und Programm müssen eine Einheit bilden. Es ist nicht die Groko, die diese ehemalige Volkspartei an den Rand gedrängt hat. Es ist die nicht erkennbare politische Ausrichtung. Ist die Partei mit dem Personal ein Chamäleon? Nachvollziehbar, dass die SPD Angst vor Neuwahlen hat. Mit der Entscheidung von Herrn Gabriel könnten bei der Kommunalwahl einige Rathäuser an CDU oder Grüne verloren gehen!

Leila Faruk, Bonn

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Quelle:
SZ vom 11.02.2020
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