Süddeutsche Zeitung

Schwangerschaftsabbruch:Folgen einer Abtreibung

In den USA können Schwangere nicht mehr überall entscheiden, ob sie ihr Kind austragen wollen oder nicht. Der Schritt in die Illegalität macht es den Frauen noch schwerer, geben Leser zu bedenken.

"Raus aus der Schmuddelecke" vom 14. Mai, "Beschämung" vom 7. Mai:

Allein

gelassen

Ein Kind ist ein großes Glück. Dies gilt jedoch nicht immer. Kinder stellen nach Arbeitslosigkeit das größte Armutsrisiko dar. Eine ungewollte Schwangerschaft zu verhüten, obliegt zwei Personen. Kommt es zu einer ungewollten Schwangerschaft wegen defizitärer Verhütung, wegen einer Übergriffigkeit, wegen eines Frauenbildes mit der Aufgabe zur ständigen Mutterschaft oder als Kriegswaffe, sind die Erzeuger meist abwesend. Sie befreien sich von Kosten und Verantwortung. Die Schwangere trägt allein die Verantwortung für sich und das Kind. Mit Beginn der Schwangerschaft ändert sich das Leben der Frau bis hin zur Armut. Diese Perspektive ist keine für Frauen. Dass das soziale Netz diese Frauen auffängt, ist nicht realistisch. Mutter und Kind benötigen Lebensunterhalt und Wohnraum. Sind gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Mutter oder Kind absehbar, gilt es weiter nachzudenken. In der Regel entscheiden sich Frauen nicht willkürlich gegen das Kind. Diese Entscheidung wirkt sich auf das gesamte Leben aus. Wird wenigstens die physische Gesundheit nicht beeinträchtigt, ist dies ein wichtiges Argument für eine geordnete Beendigung einer ungewollten Schwangerschaft.

Die gleichen Personen, die argumentieren, sie würden ungeborenes Leben schützen, fühlen sich nicht für den Lebensunterhalt des geborenen Lebens verantwortlich. Sie verletzen wie viele andere, privat oder bürokratisch, ihre Unterhaltspflicht oder beeinträchtigen auf unterschiedliche Art und Weise Mutter und Kind. Warum soll Frau sich das antun? Keine Frau will entsprechend einem veralteten Frauenbild und dessen Bestimmung ständig schwanger sein wie eine Milchkuh. Ein Kind wird global als Kraft gegen Frauen eingesetzt. Das ist weder dem ungeborenen noch dem geborenen Kind zumutbar.

Lydia Wallerer, München

Große Wirkung auf die Familie

Der Artikel "Raus aus der Schmuddelecke" ist leider sehr einseitig. Über die getöteten Föten wird kein Wort verloren. Und so problematisch alle Regelungen zur Abtreibung zwangsläufig sind, unsere in Deutschland ist da noch die vernünftigste, weil sie wenigstens versucht, das ethisch Unmögliche zu regeln. Ich habe schon viel in systemischen Sitzungen in Bezug auf Abtreibung erfahren: Das Unbewusste lässt sich nicht täuschen, eine Abtreibung hat enorme Auswirkungen auf die Mitglieder einer Familie, weil jedes Familienmitglied unbewusst auf so ein Kind schaut, das nicht leben durfte. Das Unbewusste unterscheidet nicht zwischen lebenden und toten Familienmitgliedern.

Franz Heimerl, Gilching

Illegalität hat schwere Folgen

"Was verstört und versehrt, ist nicht der Schwangerschaftsabbruch, sondern die Erfahrung, als Person mit eigener Lust, eigenen Hoffnungen, eigener Subjektivität (...) stumm und nichtig gemacht zu werden", heißt es im Artikel. Ich sehe in diesem Satz eine gewisse Verharmlosung der Folgen der einst herrschenden und nun zum Teil wieder eingeführten Illegalität von Abtreibung: lebenslange Sterilität, Tod. Die Illegalität von Abtreibung muss wegen dieser Folgen bekämpft werden.

Judith Neschma Klein, Osnabrück

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Quelle:
SZ vom 27.05.2022
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