Schrebergärten:Eine Laube voller Leben

In den Städten herrscht Wohnungsnot, es wird verdichtet, alle müssen enger zusammenrücken. Nur die Schrebergärten bleiben unangetastet. Die meisten Leser sind der Meinung, dass das auch in Zukunft so bleiben soll.

Kein Garten e.V.

SZ-Zeichnung: Kittihawk

"Laube, Liebe, Wahnsinn" vom 26. Juli:

Orte der Erholung

In deutschen Städten herrscht Wohnungsnot. So ist es. Wie wäre es, die Quadratmeterzahl der großbürgerlichen Villengärten zusammenzurechnen und dann zu fragen: Muss das sein? Das würde aber keiner wagen! Es ist schlicht stillos und der SZ nicht angemessen, Schrebergärten gegen Wohnungssuchende auszuspielen. In meiner Wahrnehmung als Nutzerin eines Schrebergartens sind Schrebergärtner zumeist Menschen mit wenig Einkommen, ohne eigenen Grundbesitz und wenig finanziellen Möglichkeiten für Urlaub mit Kindern. Schrebergärten sind für sie und ihren Familien- und Freundeskreis Orte der Erholung und für ihre Kinder Erlebnisräume in der Natur, ganz abgesehen von dem ökologischen Nutzen für die Städte. Gute Berichterstattung über innovative Stadtplanungsideen wären der SZ angemessener als bloße Polemik!

Margarete Hars, Hamburg

Ansturm auf Gärten

Ob Gerhard Matzig in einer völlig zugebauten Stadt leben will, weiß ich nicht. Ich vermute, die wenigsten Städter wollen das. Es ist richtig, dass Wohnraum dringend benötigt wird. Wohnraum braucht auch integrierte Grünflächen, unter anderem zur Luftverbesserung und zum Klimaausgleich. Wenn diese Grünflächen teilweise als Kleingärten gestaltet sind, kommt das also nicht nur dem einen Prozent der Bevölkerung zugute, das einen Kleingarten pachtet und bewirtschaftet, sondern allen Bürgern in der Umgebung. Auch partizipieren ja nicht nur die Pächter, sondern deren Familie und Freunde davon. Die Angabe "ein Prozent der Bevölkerung" ist also nicht zutreffend. Dass das Kleingartenkonzept alles andere als überholt, sondern hochaktuell ist, zeigt der große Ansturm auf die Gärten. Besonders junge Familien interessieren sich sehr dafür, also scheint ein Garten nicht nur altmodisch zu sein. Der Kleingarten-Stadtverband ist in intensivem Austausch mit der Stadt München, damit die verfügbaren Flächen bestmöglich an Wohnungsbau, soziale Einrichtungen, Sportstätten, Grünanlagen und andere verteilt werden. Speziell in München kann von Auswüchsen also keine Rede sein, hier ist die Anzahl der Gärten prozentual zur Bevölkerung nur halb so hoch wie zum Beispiel in Hamburg.

Monika Krämer, München

Der falsche Weg

Ach so, die sogenannten kleinen Leute sollen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Großstädten jetzt beheben helfen. Und daneben dürfen Investoren weiterhin Mietraum in Eigentumswohnungen umwandeln und auf diese Weise Menschen aus ihren angestammten Quartieren herausmobben, die niemals eine Chance haben werden, eine solche Wohnung zu erwerben. Von der ökologischen Dimension der Kleingärten einmal abgesehen. Allein die Idee, wieder dort mit der Problemlösung anzusetzen, wo es den sogenannten "Reichen und Schönen" keinerlei Einschränkung abfordert, zeigt, wie Politik heute im Kern funktioniert: Hartz IV-Empfänger sind die Schmarotzer, denen man scharf auf die Finger sehen muss, diejenigen aber, die sich auf Kosten der Steuerzahlenden über absehbar defizitäre Investitionsprojekte oder auch ganz direkt bereichern, wo es nur geht, denen wird der Weg zu diesem Handeln noch geebnet.

Katrin Bietz, Palingen

Verbindendes Element

Ein ellenlanger Einstieg zur launigen Erläuterung, wie heilig die Schrebergärten in Deutschland seien, der jedoch falsch ist. Einfach mal in Freiburg nachfragen, wo viele Gärten dort gerade für Neubauten weichen mussten. Dann einerseits vorzuschlagen, die Kleingärten im Umland anzusiedeln, um später für moderne gemischte Wohnviertel zu plädieren - wie passt das jetzt zusammen? Tut mir auch leid, dass Herr Matzig in dem von ihm besuchten Schrebergarten nicht freundlich empfangen wurde. Er sollte aber nicht von diesem einen Erlebnis auf andere Gartenanlagen schließen, denn es gibt sie durchaus, die von vielen Menschen besuchten und genutzten und geschätzten Gärten, ganz unabhängig von einer eigenen Parzelle. Bestes Beispiel ist hier die Wonnhalde, wiederum in Freiburg. Die Zahl von 99 Prozent Menschen in Deutschland, die lieber funktionierende Städte als Schrebergärten hätten, ist dann nur noch hanebüchen. Nutzt denn jeder Schrebergärtner seine Parzelle alleine? Sind das nicht im Schnitt drei bis fünf Menschen und abends oder am Wochenende ganze Freundes- und Bekanntenkreise?

Iris Förster, Freiburg

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.

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