Sprachlabor:Unwort „Schlappe“?

Lesezeit: 1 Min.

(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Ferner: Seltsames über Jamal Musialas Innenfuß.

Von Hermann Unterstöger

DAS FLAPSIGE, HÖHNISCHE und Herabwürdigende sei Sache der Zündler, meint Leserin Sch., und sie sagt das nicht ins Blaue hinein, sondern im Hinblick auf die Verwendung des Wortes Schlappe im Sinn von Wahlniederlage. Ihre Mahnung basiert auf der These, dass dieses „Unwort“ im politischen Bereich „eindeutig herablassend gemeint“ sei, nicht „den gebührenden Respekt“ vor demokratischen Wahlen zeige, erniedrige und Niederlagen höhnisch einfärbe. Wer zu Anstand und Respekt ruft, hat, wie das jetzt heißt, allemal einen Punkt, doch sollte man auch der Schlappe Gerechtigkeit widerfahren lassen. Dem Grimmschen Wörterbuch zufolge leitet sie sich zwar von der Maulschelle her, wird aber „freier wie Niederlage, Verlust, Schaden, Unglück“ verwendet. Wie es aussieht, hält die Schlappe die Mitte zwischen der seriös-trockenen Niederlage und der allerdings überaus umgangssprachlichen Klatsche, und es kommt auf die Umstände an, wohin sie sich je und je neigt.

WER VOM FUSSBALL berichtet, hat sich zu beeilen, und da kann es schon mal zu schrägen Formulierungen kommen. Bei der EM ging es kürzlich um den Spieler Jamal Musiala und den Trick, der unter Kennern „La Croqueta“ heißt. Bei uns wurde das so beschrieben: „Dabei tippt er den Ball von der einen Innenseite des Fußes zur anderen …“ Leser G. spielte das innerlich nach und kam zu der Vermutung, Musiala habe, anders als alle anderen Menschen, „an einem Fuß zwei Innenseiten“. Wenn die EM vorbei ist, werden wir der Sache über den Deutschen Fußball-Bund nachgehen.

SÄTZE AN DIE WAND fahren, geht das? Ja, das geht, wie dieser Satz zeigt: „Er fuhr gern Ferrari, wovon ihm Wohlgesinnte abrieten, es nicht in aller Öffentlichkeit zu tun.“ Leserin N. entdeckte dahinter eine „zunehmend entspannte Haltung gegenüber Sprache und Textstruktur“, was mehr als freundlich formuliert war. Abgesehen von der doppelten Verneinung in abrieten/nicht schlingert das Gebilde in seinem Aufbau. Wie wär’s mit dieser Konstruktion gewesen: „Er fuhr gern Ferrari, was in aller Öffentlichkeit zu tun Wohlgesinnte ihm auszureden suchten.“

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: