Kommentar „Boomer ran“ vom 2. Juli und Kommentar „Alle Bürger müssen zurückstecken“ vom 21. Juli:
Steuerzuschuss keine Subvention
Sie schreiben: „Die Sozialversicherungen sprengen die Leistungsfähigkeit des Staates. Schon jetzt gehen jährlich 120 Milliarden Euro als Zuschuss in die Rentenkasse.“
In meinem Leserbrief vom 6. Juli hatte ich schon darauf hingewiesen, dass „diese Aussage ... den Eindruck erweckt, die Steuerzahlungen des Bundes an die Deutsche Rentenversicherung (DRV) seien zu den Beiträgen zusätzlich notwendig, um die Renten zahlen zu können, also eine Subvention der Renten.“ Dies entspricht aber nicht den Tatsachen. Auf der Website der DRV ist nachzulesen : „Die Bundeszuschüsse an die allgemeine Rentenversicherung stellen keine Subvention dar; vielmehr wird der Rentenversicherung ein Großteil der Kosten für sogenannte nicht beitragsgedeckte Leistungen erstattet.“
Wenn also zukünftig die Zahlungen der DRV für Mütterrente höher werden, weil Herr Söder damit Wahlkampf gemacht hat, die Zahl der Empfängerinnen zu erhöhen, und ihn deshalb auch Beamte und Beamtinnen und andere, die nicht in die Rentenversicherung einzahlen, gewählt haben, dann ist es doch nicht zumutbar, dass allein die Beitragszahler der DRV die Kosten dieser politischen Entscheidung tragen. Oder? Wenn eine fachlich kompetente Redaktion trotz solcher Hinweise weiterhin diesen falschen Eindruck erweckt, ist die Vermutung nicht auszuschließen, dass sachlich richtige Information nicht oberste Priorität ist, sondern möglicherweise eine (eigene) Agenda verfolgt wird.
Winfried Törper, Hamburg
Steigende Sozialabgaben – auch für Rentner
Deutschland, das Land der glücklichen Rentner? Wohl kaum. Denn dafür, dass das Geld immer weniger wird, sorgen schon die ständigen Erhöhungen der Sozialversicherungsbeiträge, die den gemeinen Rentner immer härter treffen. Dabei gab es mit Blick auf den 1. Juli 2025 zunächst einen Streifen Hoffnung am Horizont, sollten doch die Renten um 3,74 Prozent steigen, was sie auch taten. Allerdings, und das ist das Problem, wird die vermeintlich akzeptable Rentenerhöhung sogleich schon alleine durch die Erhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge wieder zunichte gemacht. Die Rente ist aber ja auch zu versteuern, und so wird es unter dem Strich bestenfalls und abhängig vom persönlichen Steuersatz ein Erhöhungsalmosen von etwas über einem Prozent geben. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Normalbürger, die ihr Leben lang gearbeitet haben.
Dazu kommt erschwerend, dass im Pflegefall die Leistungen der Pflegeversicherung bei Weitem nicht ausreichen. Hört man sich bei betroffenen Familien um, die einen Angehörigen ins Heim abgeben mussten, dann erfährt man, dass mit etwa 5500 Euro an monatlichen Kosten für das Essen, die Unterbringung und die Pflege, auch Heimkosten genannt, zu rechnen ist. Sind dann die Ersparnisse, sofern überhaupt vorhanden, aufgebraucht, geht es ans Eingemachte, so sind dann beispielsweise auch die Immobilien zu verkaufen. Omas und Opas Häuschen, für das sie ihr Leben lang gearbeitet haben, ist dann auch weg. Das ist, zurückhaltend formuliert, ein Skandal.
Fazit: Dieser Staat hat zu wenig Geld für die eigenen Bürger, finanziert aber Kriege und stellt auf der anderen Seite ständig die Finanzierung des Deutschlandtickets, das für Millionen Menschen den ÖPNV erst attraktiv macht, infrage. Und daran wird sich, realistisch betrachtet, auch nichts ändern. Kalt lassen kann das Ganze nur die Beamten, die Berufsgruppe mit der kostenlosen Lebensvollkaskoversicherung auf Kosten der Steuerzahler, die ja bekannterweise bestens versorgt sind. Das hört diese Kaste aber nicht gerne.
Claus Reis, Schwabach
Welche reichen Rentner?
Der Kommentator fordert, „reiche Rentner für arme zahlen zu lassen“. Entschuldigung, aber reiche Rentner gibt es nicht. Wohl gibt es Rentner, die durch ein Erbe zu Wohlstand kommen. Durch die Pflichtbeiträge zur Rentenversicherung aber kann kein Arbeitnehmer reich werden.
Es gibt jedoch äußerst privilegierte Erwerbstätige, die Anspruch auf hohe Pensionen erwerben, ohne einen Cent in die Rentenkasse zahlen zu müssen – die Beamten und die Politiker, die ja in der Regel selbst Beamte sind. Es wird höchste Zeit, dass die endlich in die Rentenkasse einzahlen. So können sie den armen Rentnern helfen. Und zudem sind die Politikerinnen und Politiker dann von ihren rentenpolitischen Beschlüssen selbst betroffen.
Paul Behrens, Köln
Wer nimmt den Ball auf?
Ich habe mich sehr gefreut, ein paar konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Rentenversicherung zu lesen. Es müssen nicht immer gleich große Reformen werden, die Politik könnte hier auch mit kleinen Maßnahmen etwas in die richtige Richtung anschieben. Insbesondere die Umverteilung der zukünftigen Steigerungen würde ich persönlich sehr begrüßen, auch wenn es mich Geld kosten würde. Es wird noch viele andere Rentner geben, die das so sehen wie ich. Wer nimmt den Ball auf?
Manfred Hovenjürgen, Karlsruhe
Kündigung des Generationenvertrags
Herr Brinkmann schlägt vor, in der Gruppe der gesetzlich versicherten Boomer die Renten zu sozialisieren und damit den Generationenvertrag ganz gezielt für die Boomer-Jahrgänge aufzuheben. „Reiche“ Rentner der Boomer-Generation, nicht aber alte und junge Nicht-Boomer oder Pensionäre, stocken die Renten „armer“ Boomer aus ihren Rentenbezügen auf. So könnten die Beiträge für alle und vielleicht auch Steuerzuschüsse zur Rentenversicherung gesenkt werden.
Die Boomer-Jahrgänge, bis zum Renteneintritt gern gesehene Beitragszahler für Jung und Alt würden also zum Renteneintritt die Kündigung des Generationenvertrags erhalten. Ein ähnlich unausgereifter Vorschlag meinerseits: Nicht-Boomer verzichten auf die Steuern der Boomer-Rentner. Diese können dann verwendet werden, um die Renten der armen Boomer und, wenn noch etwas übrig ist, die Pflegeleistungen der Boomer aufzustocken.
Dr. Barbara Adler, München
Boomerbashing
Das Niveau des Boomerbashing nähert sich zunehmend dem der Beschimpfung von Migrantinnen und Migranten. Wie wäre es, wenn Herr Brinkmann seine nächste Gehaltserhöhung mit einer Bürgergeldempfängerin oder einem geflüchteten Menschen seiner Wahl teilt?
Reinhold Kilian, Ichenhausen
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