Raubkunst:Schätze mit dunkler Geschichte

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Ein SZ-Leser fordert gar, die Völkerkundemuseen aufzulösen.

Zu " Eilt ja nicht" vom 17. Januar:

Drei der sieben Kapoor-Objekte in Berlin. Das Museum hält ihre Herkunft für bedenklich, ein Aktivist ist sich sicher, dass sie gestohlen wurden. (Foto: Museum für Asiatische Kunst, Berlin, Collage: SZ)

Auflösung der Museen

Jörg Häntzschel beschreibt einen Skandal um Raubgräberei in Afghanistan, Hehlerei mit Kunst und die aktive Beteiligung einer Berliner Museumsdirektorin daran. Seiner Überschrift "Eilt ja nicht" setze ich ein "Eilt doch!" entgegen; denn was Herr Häntzschel da ans Tageslicht fördert, schreit zum Himmel. Ich schlage vor, dass die zuständigen Politiker und Gremien das Krebsgeschwür unserer ehemaligen Völkerkunde- und Übersee-Museen durch deren Auflösung operativ beseitigen. Damit würde auch die um sich greifende Volks- und Politikermeinung, dass diese Museen voll Raubgut seien, moralisch bedient. Anders ist diesem unhaltbaren Zustand, mangels Verjährungsfrist für Raub von Kulturgut, kein Ende zu bereiten.

Die Gegenstände wären restlos ihren vermeintlichen oder tatsächlichen Alteigentümern zu restituieren, was übrig bleibt (einschließlich Bücher und Akten) kann umweltverträglich in Heizkraftwerken verfeuert werden. Die Angestellten und Beamten der aufgelösten Museen wird man in den vorzeitigen Ruhestand entlassen und die Gebäude nach zweckmäßigem Umbau in Alten- oder Pflegeheime umwidmen. Die dadurch gesparten Steuermittel (werden es nur Millionen oder gar Milliarden sein?) sollten in Zukunft wichtigeren und weniger anrüchigen öffentlichen Vorhaben und Institutionen zugeführt werden (Polizei, Krankenhäuser, Schulen).

Prof. Dr. Berthold Riese, Germering, ehemaliger Mitarbeiter eines großen Völkerkunde-Museums

Rückgabe mit Verstand

Diebstahl und Hehlerei ist mit Recht strafbar. Trotzdem ist politische und juristische Korrektheit nicht immer angemessen. Mir und meinen afghanischen Freunden wäre es lieber gewesen, die großen Buddhastatuen vom Bamiyan-Tal wären in London oder Berlin im Museum gestanden, dann würden sie heute noch existieren. Vielleicht sollte man nach den Vorstellungen des überzogenen Artikels Marianne Yaldiz bitten, die wunderbare Sammlung afghanischer Plastiken im Berliner Museum jetzt nach Afghanistan zu bringen, dann könnten sie die Taliban gleich vor Ort zerstören.

Natürlich soll man anderen Völkern ihre Kulturgüter zurückgeben, aber doch mit Verstand und viel Einfühlungsvermögen in die sozialen und politischen Verhältnisse in der Welt. Was wird alles zerstört von Kulturbanausen und verbrecherischen Politikern in Jemen, in Afghanistan, in Afrika. Es scheint eine deutsche, vielleicht auch europäische Art zu sein, alles immer extrem anzugehen, ohne Geduld und viel Nachdenken. Der Sensationsjournalismus fördert das leider oft. Eine Frau Yaldiz so fertigzumachen, ist völlig daneben.

Claudio Jarczyk, Oderaue

Schild statt Raubgut

Im Museum Patan im Kathmandutal gibt es eine bezaubernde Skulptur, die den Gott Shiva mit seiner Gemahlin zeigt. Darunter prangt der stolze Hinweis, dass die Skulptur vom Museum für Indische Kunst zurückgegeben werden musste. Sie war eindeutig Raubgut, dessen Ankauf nicht hätte passieren dürfen. Man wünscht sich in Zukunft noch viele solcher Labels zu Raubgut und Schmuggelware.

Prof. Dr. Adalbert J. Gail, Berlin

© SZ vom 03.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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