Rassismus II:Mohrenstraße

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Muss der Name in Berlin Mitte nun doch verschwinden? Und was ist mit dem Kaufhaus Mohr, das nach der Gründerfamilie gleichen Namens benannt ist. Leser äußern Vorschläge.

Zu " Straßenkampf" vom 23. Juni:

Diejenigen, welche die Macht hatten, Straßen nach Personen zu benennen, bekräftigten damit oft ihre politischen Aussagen. Unter dem Aufhänger des gerade aktuellen Rassismus-Vorwurfs beleuchtet der Artikel aus verschiedenen Blickwinkeln, wie mit Namensgebern umgegangen werden kann, die nach heutiger Einschätzung nicht mehr zeitgemäß sind. Die Problemfälle waren alle Männer. Da wir Frauen, die wir immerhin 50 Prozent der Bevölkerung stellen, unterproportional in den Straßennamen vertreten sind, schlage ich vor, dass die Namen von Rassisten und Kriegern bis zur Herstellung einer annähernden Parität durch die Namen von Frauen ersetzt werden, die als gutes Vorbild für die Sorge ums Gemeinwohl und den Frieden dienen können.

Irmgard Hofer, Neuburg

Soll jetzt etwa auch unser Kaufhaus Mohr in Ratzeburg umbenannt werden, ähnlich wie viele Mohrenapotheken in Schleswig-Holstein? Wir Ratzeburger interessieren uns für Traditionen und Geschichten und verweisen - hier geht es um die Gründerfamilie Mohr - darauf, dass Nachnamen oft von alten Vornamen stammen. "Mohr" stammt von "Mauritius" (französisch Maurice)! Mauritius war zunächst Schutzpatron Burgunds. Am 21. September 937, am Vorabend des Festes des heiligen Mauritius, gründete Otto I. in Magdeburg das Mauritiuskloster. Nicht selten wurde im Alltagssprachgebrauch aus dem Vornamen Mauritius oder Maurus die Kurzform "Mohr".

Dr. Friedemann Roeßler, Ratzeburg

Vorschlag zur Lösung: In der Regensburger Altstadt, direkt hinterm Theater, gibt es die Drei-Mohren-Straße, so benannt nach einem Gasthaus, das dort im frühen 19. Jahrhundert existierte. In einer Nacht-und Nebel-Aktion wurde vor einigen Jahren mittels zweier Pünktchen die politische Unkorrektheit des Namens entschärft: Witzbolde haben sie in Drei-Möhren-Straße umgewidmet. So kann man auf einfache Art der Geschichtsklitterung durch eine Umbenennung entgehen und zugleich Kritiker ruhigstellen.

Thomas Hossfeld, Regensburg

© SZ vom 14.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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