Sprachlabor:Worte und Wörter

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Ferner Chilons Latein: Es war Griechisch

Von Hermann Unterstöger

WÖRTER MIT ZWEIFACHEM Plural sind nicht so selten, wie man glaubt. Land kennt Länder und Lande, und für Mutter gibt es die Formen Mütter und Muttern. Allseits bekannt und in ihrem Wesen meist auch durchschaut sind die beiden Plurale von Wort: einerseits Wörter für mehrere Einzelwörter, zum Beispiel Fremdwörter, andererseits Worte für Teile zusammenhängender Rede, etwa Trostworte. Hier setzt Leser C. an, der wissen will, warum das Kreuzworträtsel im SZ-Magazin den Titel „Das Kreuz mit den Worten“ trägt, wo es doch um „Wörter“ geht. Schlamperei scheidet bei einem Medium dieses Ranges aus, weshalb die Vermutung erlaubt ist, dass die Formulierung „mit den Worten“ beides umfasst: die sinnhaltigen Worte der Fragen und die Wörter der Lösung.

DIESES THEMA vertieft Leser Sch. mit der Unterstellung, Wörter werde bei uns durch Worte ersetzt, selbst wo dies klar verkehrt sei. Hier drei seiner Belege. Erstens: „Frieden sichern“, steht dort. Zwei Worte, die … Zweitens: „Danke, Erlangen!“ Die zwei Worte stammen vom Oberbürgermeister … Drittens: Aber er hat Angst, sie passt in drei Worte: „Wir werden überschwemmt.“ Zumindest „Frieden sichern“ hätte als „Wort“ durchgehen können, hätte nur der Autor auf die Mengenangabe „zwei“ verzichtet.

HELLHÖRIG wurde Leser G. bei dem Satz: „In dieser Zeit begann sie rassistische Hassnachrichten zu erhalten.“ Es ging um die Juristin Seda Başay-Yıldız, die in Herrn G.s Augen hier zunächst als aktiv Handelnde erscheint, indem sie etwas beginnt, danach aber als passiv Leidende, indem sie von Hassnachrichten bedrängt wird. Überspitzt gesagt höre sich das an, als sei sie auf besagte Nachrichten aus gewesen. Das lag ihr natürlich so fern wie unserem Autor der Wille, das auch nur entfernt anzudeuten.

FÜR UNWAHRSCHEINLICH hält es unser Leser Dr. S., dass Chilon von Sparta, ein Grieche immerhin, den lateinischen Spruch „De mortuis nil nisi bene“ in die Welt gesetzt hat. Tatsächlich soll er, Diogenes Laertius zufolge, „Tòn tethnēkóta mè kakologeîn“ gesagt haben.

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