Plastikmüll:Mehrweg wäre der richtige Weg

Nachdem China den Import von Plastikmüll gestoppt hat, stellt sich die Frage: Wohin damit? Mehr Recycling? Ein Leser hält das für Augenwischerei. Ein anderer sieht die einzige Lösung in nachhaltigen Konzepten wie Mehrweg.

Plastikmüll: SZ-Zeichnung: Michael Holtschulte

SZ-Zeichnung: Michael Holtschulte

" Leicht verpackt" vom 23. Januar und weitere Artikel zum Thema Plastikmüllflut:

46 Millionen Flaschen pro Tag

Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe e.V. werden allein in Deutschland täglich (!) 46 Millionen Plastikflaschen verbraucht. Eine gigantische Zahl! Einweg-Getränkeverpackungen aus Plastik, aber auch aus Metall, verursachen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ein beängstigendes Müllproblem. Dabei wird die einfachste Form der Müllvermeidung mit keinem Wort erwähnt: Mehrwegflaschen. Deutschland hatte einmal ein vorbildliches Mehrwegsystem; es wurde und wird systematisch torpediert und langsam, aber sicher kaputt gemacht.

Unter Berufung auf irgendwelche EU-Wettbewerbsrechte drücken international agierende Getränkekonzerne ihre Einweg-Ideologie durch. Ökologische Aspekte spielen keine Rolle. Den Verbrauchern wird vorgegaukelt, die Einweg-Flaschen würden wiederverwertet.

Wann wurde eigentlich das letzte Mal das Getränkepfand erhöht? Warum werfen viele "Verbraucher" mittlerweile sogar Mehrwegflaschen einfach weg? Fritz Waller, Pfaffenhofen

Virtuelle Zielvorgaben

Es darf zur Beruhigung der Leser darauf hingewiesen werden, dass die EU-Kommission nicht erst jetzt, sondern schon 2013 eine als Grünbuch bezeichnete Strategie mit dem Titel "Strategie über Kunststoffabfälle in der Umwelt" veröffentlicht hat, allerdings mit größerer Detailschärfe und umfassenderer Analyse der Probleme. Im Gegensatz zu 2013 allerdings macht die Kommission jetzt konkrete Versprechungen. Leider verschleiert die derzeitige Debatte mehr, als sie klärt. Der starke Fokus auf mehr Recycling wird das drängende Problem der Meeresverschmutzung nicht lösen.

Weiterhin bleibt unbeantwortet, wie man auf der ersten Ebene der gesetzlich verbindlichen fünfstufigen Abfallhierarchie konkret Abfallvermeidung und Wiederverwendung von Produkten voranbringen möchte. Plastik ist nicht an sich schlecht, sondern genial, man muss nur die Intelligenz besitzen, richtig damit umzugehen und es nicht im Übermaß zu produzieren. Solange sich Unternehmen gegenseitig darin überbieten dürfen, minderwertige Kunststoffware für den Massenmarkt zu produzieren und auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette Obsoleszenz einzubauen, wird es massenweisen Plastikabfall geben.

Wer nach gesetzlichen Indizien für eine nachhaltige Produkt-Politik sucht, wird ebenfalls enttäuscht sein. Von 1960 bis heute wurden nicht mehr als neun Prozent aller Plastikabfälle recycelt, und es ist nicht konkret erkennbar, weshalb sich das grundlegend ändern sollte. Visionen, Erwartungen, Zielvorgaben und Versprechungen sind ihrer Natur nach virtuell. Solange weltweit und überwiegend leider auch europaweit eine geordnete Abfallentsorgung nur als wünschenswert und nicht als dringende Notwendigkeit, die der kompromisslosen Durchsetzung bedarf, behandelt wird, wird die Plastikabfallentsorgung in die Ozeane auch nicht zu beenden sein. Prof. Helmut Maurer, Johannesberg

Verschmutzung durch Silofolien

Von der Verschmutzung der Gewässer mit Plastik ist gerade wieder viel die Rede. Plastiktüten und Plastikverpackungen sollen und müssen reduziert werden. Wenn China unsere Kunststoffabfälle nicht mehr annimmt, kommen wir gar nicht darum herum. Nur über einen Kunststoffabfall lese ich nirgends: die Silofolien. Entlang der unteren Ammer sieht man bei Niedrigwasser die Uferbüsche rechts und links voll von den hellgrünen Folien hängen.

Bekanntlich liegen heute überall auf den Feldern die Siloballen, die aus Gras Silage, hochwertiges Futter machen. Sie werden dazu mit vielen Lagen Folie umwickelt. Die Enden hängen weg und werden beim Transport in den Stall oft abgerissen. Der Wind treibt sie übers Land und in unserer Gegend landen sie dann letztlich in der Ammer und im Ammersee.

In unserer Grünlandgegend verursachen diese Folien mit großem Abstand den überwiegenden Teil der Gewässerverschmutzung. Wer geht dieses Problem an und welche Lösung ist möglich? Agnes Rößle, Raisting

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