Plastik:Ersetzen und verzichten

Deutschland exportiert viel Plastikmüll in ärmere Länder. Wie lässt sich die Abfall­produktion verringern?

Plastikmüll am Meer

Plastikmüll am Meer bei Mumbai: Auch kompostierbare Tüten verschmutzen über Jahre die Natur.

(Foto: Rafiq Maqbool/dpa)

Zu "Gefangen im Selbstbetrug" im Wirtschaftsressort vom 3./4. Juli:

Die Beschreibung des deutschen Umgangs mit Plastikprodukten ist eine Schande für uns. Versteht die Politik das Problem nicht oder ist sie so toll von der Plastikindustrie eingewickelt? Was ist so schwierig zu verstehen daran, dass Deutschland einer der größten Plastikabfallproduzenten der Welt ist? Das Problem mit Plastik hat dieselbe Grundlage wie viele andere Umweltsünden: Verpackungen ohne Plastik sind teurer, die Waren halten sich nicht so lange frisch, am Ende heißt es, ohne Plastik würde alles teurer, vielleicht würden auch Arbeitsplätze verloren gehen, häufigstes Totschlagargument der deutschen Industrie.

Wie wäre es, wenn die Politik Plastik verbietet? Mit einem Vorlauf von sechs Monaten? Und wie wäre es, wenn der Export von Plastik verboten würde? Es ist eine Schande, dass unser Müll in Asien und Afrika ganze Landstriche und das Meer versaut. Natürlich, für uns ist es billiger, und wir sagen, das ist Sache des Recycling.

Axel Bock, München

Die wahre Gefangenschaft hat auch Herr Kläsgen in seiner bewegten Klage nicht benannt. Die Gefangenschaft liegt in der meines Erachtens ideologischen Behauptung, es sei schlecht, Plastikmüll thermisch zu nutzen. Nur so sind der gelbe Sack und die verzweifelten Versuche eines möglichst sortenreinen Recyclings zu erklären.

Dabei ist es eine Binsenweisheit, dass ein Plastikgegenstand, der seine ihm innewohnende chemische Energie in elektrische umgesetzt hat, mit hundertprozentiger Sicherheit weder in den See noch ins Weltmeer gerät und auch nicht zu Mikroplastik konvertiert. Warum nur tut man sich mit dieser Erkenntnis so schwer?

Die jetzt verbotenen Artikel sind sicher entbehrlich, doch möchte ich in meinem Badezimmer wegen der Bruchgefahr möglichst wenige Glasflaschen haben. Auch andere flüssige Notwendigkeiten des Gebrauchs sind in Plastikbehältern am besten aufgehoben. Dabei ist die Stromerzeugung aus Plastik eine ratsame Alternative, wenn der Wind schwächelt oder die Solarzellen unter dicken Schneeschichten oder die Sonne unter Wolken verborgen liegen.

Für die Entwicklungshilfe der Bundesrepublik könnte eine modulare Technik, die in Containern eine Verbrennungsanlage plus Stromgenerator statt Plastikmüll in Drittweltländer exportiert, die dortige gelegentliche Stromknappheit vermindern helfen. Doch dem steht die Ideologie im Wege, welche die thermische Nutzung mit Macht diskriminiert.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Wir betrügen uns selbst. Wir müssen unsere Lebens-, insbesondere Konsumweise ändern, wenn wir den Zerstörungsprozess stoppen wollen. Wir müssen uns von "Annehmlichkeiten" verabschieden. Keine Extra-Verpackungen für Früchte, Fertiggerichte, Salatbars. Gerade Bioprodukte sind oft in Plastik verpackt, während konventionelle Lebensmittel offen danebenliegen.

Mieke Martini, Hebertshausen

Einwegartikel, für die es eine gute Alternative gibt, werden verboten. Warum bei dieser Definition nicht grundsätzlich über Einwegplastikflaschen diskutiert wird, erschließt sich mir nicht. Ein Verbot dieser Flaschen würde den Plastikverbrauch wohl stark reduzieren, und es gibt gute Alternativen in Form von Mehrwegflaschen. Vor allem, da es seit den 90ern eine Selbstverpflichtung der Industrie für mehr Mehrweg gibt, aber die Mehrwegquote trotzdem sinkt.

Dr. Andreas Euba, Aichach

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