Orthopädie:Es geht auch beschwerdefrei

Lesezeit: 3 min

Werner Bartens' Orthopädenschelte widersprechen SZ-Leser: Einigen wurde sehr wohl von den Fachärzten geholfen, und andere haben Schmerzfreiheit und Heilung durch konservative Behandlung erfahren.

Das Knie - kann auch einfach nur ein Hingucker sein. (Foto: imago stock&people)

"Herumdoktern am Knie" vom 26. Mai:

Wichtige Ergänzungen

Danke zunächst an Werner Bartens für den aufschlussreichen Artikel zum Thema "Knie". Als direkt Betroffener kann ich das meiste davon unterstreichen, mit zwei, wie ich meine, wichtigen Ergänzungen allerdings: Sechs Spritzen mit Hyaluronsäure haben bei mir die Schmerzen und Beschwerden für circa vier Jahre deutlich lindern können. Und dann kommt das Thema Physiotherapie und konservative Behandlung bei ihm leider so gut wie gar nicht zur Sprache. Dabei gab es auf diesem Feld viele Fortschritte in den letzten Jahren. Um es kurz zu machen: Vor beinahe zehn Jahren schon hat man mir eine baldige OP mit einem neuen Kniegelenk prophezeit, und jetzt fühle ich mich von solch einem Eingriff - dank oben genannter Behandlungen - weit, weit entfernt! Franz Schrott, Forchheim

Einen Tag Hospitanz

Formulierungen wie ein Land, das sich Orthopäden hält und herumdokternde Orthopäden, diskreditieren eine gesamte Facharztriege, von denen sich die überwiegende Mehrheit engagiert um ihre Patienten kümmert. Gleich zwei Patienten sprachen mich auf den SZ-Artikel an und waren sehr verunsichert. Patienten für die Probleme der Medizin zu sensibilisieren ist gut, aber Vertrauen grob zu gefährden ist kontraproduktiv. Ich biete dem Autor an, einen Tag in meiner orthopädischen Praxis zu hospitieren und sich ein realistisches Bild zu machen, wie komplex medizinische Entscheidungen im Alltag sind und dass Studiendaten dabei nur zum Teil weiterhelfen. Dr. med. Paul Fäßler, Starnberg

Patienten müssen kritisch sein

Die Schelte ist mir etwas zu einseitig. Es gibt schon auch gute Orthopäden, die dem Patienten keine überflüssigen Eingriffe aufnötigen. Man muss sie eben suchen und finden. Ich hatte Probleme unter anderem mit Knie und Schulter, und mir ist aufgefallen, dass die niedergelassenen Ärzte jeweils nicht so hilfreich waren. Mir wurden Ruhe und Abwarten empfohlen, und, als es nicht besser wurde, eine OP. In einem Fall habe ich den Arzt explizit nach Krankengymnastik gefragt und bekam zur Antwort: "Das bringt nichts." Geglaubt habe ich das alles nicht und ging stattdessen zur Orthopädie bzw. Sportorthopädie im Klinikum rechts der Isar. Nun könnte man ja meinen, die Ärzte, die dort auf dem neuesten Stand der Forschung und OP-Techniken sind, müssten am meisten darauf versessen sein, diese auch gleich anzuwenden. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Dort nahm man sich immer Zeit für eine gründliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch, in dem detailliert nach den Beschwerden gefragt und die Diagnose gut erklärt wurde; der Ausgang war aber immer gleich: Man solle es zunächst mit Krankengymnastik versuchen. Das hat dann auch jedes Mal wunderbar geholfen. Überflüssige und schädliche Operationen können gemacht werden, wenn sich unkritische Patienten finden, die zu allem Ja und Amen sagen. Wir Patienten sollten über Ärzte, die gleich operieren wollen, mit den Füßen abstimmen. Susanne Tillich, München

Akupunktur kann helfen

Eine Knie-Behandlungsmöglichkeit hat der Autor außer Acht gelassen: Akupunktur und Reizstrombehandlung. Vor ungefähr 20 Jahren wurde in meinen Knien vom Orthopäden Arthrose festgestellt. Um schmerzfrei gehen zu können, wurde anfangs Kortison ins Knie gespritzt mit guter und vorübergehender Wirkung. Bei später auftretenden Beschwerden wurden die Kortisonspritzen durch Hyaluron-Spritzen ersetzt, mit ebenfalls guter Wirkung. Die Schmerzen kamen immer wieder und vor circa einem Jahr waren diese so heftig, dass ich nur noch mithilfe von Stöcken auftreten konnte. Ich wechselte den Orthopäden, und dieser schlug mir eine Akupunktur mit Reizstrombehandlung vor. Schon nach der ersten Behandlung spürte ich eine Besserung. Und nach zehn Akupunktur- und fünf Reizstrombehandlungen war ich absolut beschwerdefrei und bin dies bis heute. Meine Knie kann ich wieder voll belasten! Nach jahrelangen Beschwerden kann ich es kaum fassen! Hugo Wipfler, Baden-Baden

Vehementer Widerspruch

Ich möchte der These "auf Orthopäden, die an Schultern, Knien oder Rücken herumdoktern ..., würde so mancher Patient wohl besser verzichten" vehement widersprechen. Ich gehe davon aus, dass der Autor selbst noch keine einschlägige Erfahrung hat. Ich hatte ein größeres Knieproblem und ich musste mit großen Einschränkungen für meine Bewegungsfreiheit rechnen. Aber mir wurde geholfen - von erfahrenen und gewissenhaften Orthopäden, die sich ausgetauscht haben und am Ende mein Problem lösen konnten. Ich habe jetzt keinerlei Beschwerden mehr. Und das, obwohl ich Kassenpatient bin. Ich möchte nicht auf unsere Orthopäden verzichten! Christian Wolff, Schliersee

© SZ vom 08.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: