Zu "Boykottieren, ein bisschen" vom 8./9. Januar, zu "Olympia ist verloren" vom 24./25./26. Dezember und zu "Die Gedanken sind frei" vom 31.12./1./2. Januar:
Die Diskussionen um einen diplomatischen, politischen oder individuellen Boykott der Olympischen Spiele scheinen das Regime in Peking und das IOC bisher wenig zu beeindrucken. Zu fürchten hätten sie nur den Boykott der Athletinnen und Athleten, wenn es sehr viele wären, und ganze Nationalteams, aber das ist unwahrscheinlich. Deshalb der Vorschlag: Lasst die Chinesen gewinnen, und zwar möglichst in allen Disziplinen und alle Medaillen. Wenn diese Idee über die sozialen Medien in der internationalen Sportwelt verbreitet wird, kann sie auch aus dem chinesischen Internet nicht mehr herausgefiltert werden.
Praktisch wird es gewiss schwierig, immer Chinesen gewinnen zu lassen: Beim Langlauf auf sie zu warten, beim Alpin-Ski elegante Bremsschwünge einzubauen, beim Eishockey den Puck unauffällig vorzulegen oder beim Eiskunstlauf höfliche oder lustige Patzer zu machen. Aber es könnte der Stimmung in der Lockdown-Atmosphäre des olympischen Dorfs guttun, wenn gescherzt und geeifert wird, ob und wie man es anstellen und darauf ankommen lassen könne.
Denn als Motiv lockt die Aussicht auf die kommenden Wintersportwettkämpfe der Saison in den Alpen und den Rocky Mountains, in deren freier Atmosphäre auch die chinesischen Olympioniken zeigen werden, was sie wirklich können. Der Verzicht auf diese Olympia-Medaillen würde für die Nicht-Sieger auch dadurch erleichtert, dass sie sich diese nicht von Demokratieverächtern, Rassisten und willfährigen Funktionären umhängen lassen müssen.
So könnten die Kommunistische Partei und Regierung Chinas den totalen Erfolg feiern, das IOC müsste mitjubeln, die Pandemiepolitik wäre auch als Schatten dabei (wer hat wen getestet?), aber die Sportlerinnen und Sportler müssten sich nicht mehr mit der dummen Rede beleidigen lassen, dass Sport mit Politik nichts zu tun habe.
Hermann Pfütze, Berlin