Nordkorea:Japan hat Grund zur Sorge

Die jüngsten Raktentests des nordkoreanischen Regimes halten die Nachbarn Japan, Südkorea und China in Atem. In einem Artikel der SZ wurde das aus Sicht des japanischen Außenministeriums nicht ernst genug genommen.

In "Zurück in die Vorkriegszeit" vom 4. Mai heißt es unter anderem: Japans Premierminister Shinzo Abe habe "die Nordkorea-Krise dazu genutzt, die Meinung der Japaner zu beeinflussen". Auch in "Ein bisschen mitdrohen" vom 13. April gab es Äußerungen, die bei den Lesern zu Missverständnissen in Bezug auf die Bedrohung durch Nordkorea führen könnten. Ich möchte hier nicht den Ansichten des Autors im Einzelnen widersprechen, jedoch an dieser Stelle die Situation mit Blick auf Nordkorea korrekt erläutern und so hoffentlich das Verständnis der deutschen Zeitungsleser erlangen.

Das Nuklear- und Raketenprogramm Nordkoreas sowie die Verbesserung seiner Fähigkeiten auf diesen Gebieten stellen für die Region einschließlich Japan sowie die internationale Gemeinschaft insgesamt eine neue Stufe der Bedrohung dar. So hat Nordkorea etwa seit vergangenem Jahr ohne Rücksicht zwei Kernwaffentests sowie mehr als dreißig ballistische Raketentests durchgeführt. Am 6. März dieses Jahres wurden vier ballistische Raketen fast gleichzeitig gestartet, von denen drei in der ausschließlichen Wirtschaftszone meines Landes im Japanischen Meer niedergingen. Am 14. Mai hat Nordkorea eine ballistische Rakete offensichtlich neuen Typs gestartet, die eine Höhe von mehr als 2000 Kilometern erreichten.

Wie die Ankündigung unmittelbar nach einem weiteren Raketenstart am 21. Mai, nun mit der Stationierung ballistischer Raketen zu beginnen, deutlich macht, hält Nordkorea an seiner Haltung fest, mit seinem Nuklear- und Raketenprogramm fortzufahren, und es bestehen gute Gründe anzunehmen, dass weitere Provokationen möglich sind.

Nicht allein Nordkoreas Potenzial für solche Angriffe, sondern vor allem die Tatsache, dass es sich dabei um einen Gegenspieler handelt, der den Willen besitzt, solche Angriffe durchzuführen, stellen eine Bedrohung dar.

In den oben genannten Artikeln wird jedoch der Eindruck erweckt, als übertreibe man in Japan die Bedrohung durch Nordkorea, dabei ist es die gemeinsame Einschätzung der Staatengemeinschaft einschließlich der Vereinten Nationen, dass die Bedrohung durch Nordkorea eine neue Stufe erreicht hat.

Auch beim Gipfelgespräch von Premierminister Abe und Bundeskanzlerin Angela Merkel am 20. März kamen beide Regierungschefs überein, dass Japan und Deutschland angesichts der jüngsten Starts ballistischer Raketen durch Nordkorea bei der Gewährleistung der Effektivität der Resolutionen des Sicherheitsrats zusammenwirken.

Japan wird auch weiterhin unter den Prinzipien von "Dialog und Druck" sowie "Maßnahmen gegen Maßnahmen" und in engem Zusammenwirken mit den beteiligten Staaten Nordkorea nachdrücklich dazu auffordern, konkrete Schritte für eine umfassende Lösung aller anstehenden Fragen zu ergreifen. Norio Maruyama

Foreign Press Secretary Außenministerium von Japan

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