Nord Stream 2:Zwischen den Stühlen

Bloß nicht zu abhängig machen von Putins Russland, warnen zwei Leser. Ein anderer sieht die Rolle des US-Präsidenten beim Ausbau der Ostsee-Pipeline ähnlich kritisch, weil Trump beteiligten europäischen Firmen mit Strafen drohe.

"Eine Röhre, viele Feinde" vom 9. Februar: Die Ukraine wird bislang vor Russland wenigstens teilweise dadurch geschützt, dass Putin hohes wirtschaftliches Interesse an der Durchleitung für sein Geschäft mit russischem Gas hat. Das entfällt mit der Öffnung der Ostsee-Leitung weitgehend oder völlig - und damit jede Notwendigkeit, sich gegen die verhasste Ukraine zurückzuhalten. Alle vertraglichen und sonstigen schriftlichen Versicherungen Russlands, einen hohen Anteil des Gases weiter durch die Ukraine zu leiten, sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen, das hat Putin mehr als einmal bewiesen, gerade in der Ukraine - die Annexion der Krim und Krieg in der Ostukraine als die größten Verbrechen sind unserer Regierung trotzdem immer noch nicht Warnung genug? Es heißt jetzt, die Notbremse zu ziehen und das Projekt zu stoppen, gegen Putin, Schröder & Co.

Wilhelm Werner, Stuttgart

Die deutsche Bundesregierung betreibt seit langer Zeit absolut ohne Not Appeasement-Politik zugunsten uns unfreundlich gewandter Staaten mir gleichzeitiger Brüskierung Verbündeter. Gemeint hier sind einerseits Russland und andererseits der Iran, der neben seinem bekannten Zündeln in ganz Nahost praktisch jeden zweiten Tag wüste Erklärungen zur Vernichtung von Israel ausstößt. Gerade für uns Deutsche muss es doch obszön erscheinen, dass wir keine 80 Jahre nach von uns verübten Massenmorden im Zweiten Weltkrieg dieses Land mit Sanktionsumgehungen unterstützen, damit es den eigentlichen Sanktionen weitgehend entkommt. Diese doppelzüngige Geisterfahrt unserer Bundesregierung muss gestoppt werden.

Jakobus Garner, Wiesbaden

Immer wieder wird davor gewarnt, dass sich Deutschland (und Europa) in Abhängigkeit von Putins Russland begibt, wenn die Gaspipeline durch die Ostsee gebaut wird. Russland könnte und würde Deutschland erpressen. Fakt ist aber, dass sowohl die frühere Sowjetunion als auch das spätere Russland immer zuverlässige Geschäftspartner waren und sind. Wenn es Probleme mit der Gaspipeline aus Russland gab, wurden diese von den durchleitenden Ländern - vor allem von der Ukraine - verursacht. Und nun werden wir doch ganz offensichtlich von den USA (erneut) erpresst, indem diese ganz unverhohlen europäischen Firmen, die am Ausbau der Pipeline beteiligt sind, mit "Strafmaßnahmen" droht. Ohne Not kündigt Trumps Regierung einseitig und gegen den erklärten Willen Europas den Atomwaffenvertrag mit dem Iran und erpresst alle Staaten, die sich an diesen Vertrag halten, mit Sanktionen gegen die Wirtschaft. Statt also einseitig vor einer Erpressbarkeit Europas durch Russland zu warnen, sollte der bereits permanent stattfindenden Erpressung durch die USA mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Heinz-Peter Lehmann, Roth

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