Münchner Doppeltürme:Gegenwind fürs Prestigeprojekt

Erst lief's zügig für den Investor, der Zwillingstürme von renommierten Architekten bauen lassen will. Jetzt fordern Politikerinnen und Politiker doch einen Wettbewerb - und vielen Lesern gefällt das.

Münchner Doppeltürme: Ein Großprojekt mit zwei 155 Meter hohen Türmen entfacht in München eine Generaldebatte. Simulation: Herzog & de Meuron

Ein Großprojekt mit zwei 155 Meter hohen Türmen entfacht in München eine Generaldebatte. Simulation: Herzog & de Meuron

"Politik will Wettbewerb" und Kommentar "Nicht zu viel verlangt" vom 23. September sowie "Am liebsten alles auf Anfang" vom 20. September:

Längst alles klar mit der Stadt?

Üblicherweise wäre der Grundstückspreis, den Herr Büschl der Post schuldet, von der nach Abzug der Paketposthalle tatsächlich realisierbaren Bebauungsdichte abhängig. Es sei denn, die Stadt hätte schon gleich zu Beginn des Verfahrens verbindliche Zusicherungen gemacht, auf die Herr Büschl jetzt zu Recht pochen könnte. Das wäre ein Skandal. Denn aus der Dichte ergibt sich fast zwangsläufig die jetzt geplante, alles übliche Maß sprengende Höhe der beiden Türme. Ein Architektenwettbewerb, in dem es nur noch darum ginge, die beiden Riesenbabys etwas netter einzukleiden, wäre nichts als ein schlechter Witz.

Axel Lehmann, München

Gigantische Klima-Last

Die Stadt ringt um den Erhalt ihrer Frischluftschneisen, aber die Stadt erlaubt dem Grünwalder Investor, uns Münchnern die Luft abzuschnüren? Herzog/de Meuron ist ein auf Stahlbeton und Glas spezialisiertes Architekturbüro. Wie will die Stadt bis 2035 klimaneutral sein, wenn Herr Büschl beim Bau so viel Kohlendioxid ausstoßen darf, wie er will? Auf Äußeres fixierter Stahlbeton-Glas-Gigantismus ist out. Unsere Kinder brauchen klimaverträgliches Bauen. Das sollte das ausschließliche Kriterium der Ausschreibung sein, nicht Herrn Büschls Gewinn, den er dann günstig in Grünwald versteuert. Der maximale Nutzen für unsere Kinder muss im Vordergrund stehen.

Klaus Siersch, München

Maximale Verdichtung

Schöne neue Welt der maximalen Wohnverdichtung, die der Investor uns Bürgerinnen und Bürgern über seine Bürgerbüro-Homepage und über viele interessante Führungen in der Paketposthalle näherzubringen versucht.

Misst man dann mal im "Masterlageplan" die Abstände zwischen den sechsstöckigen Wohnblöcken und den angedachten circa 155 Meter hohen Hochhäusern, so handelt es sich um circa zwölf Meter, die Abstände zwischen den sechsstöckigen Wohnblöcken in den Innenhofbereichen liegen bei circa 16 beziehungsweise 18 Metern. Nimmt man die Beschattung durch die Hochhäuser dazu, wäre das Wohnareal perfekt auf den Klimawandel vorbereitet - wie würden sich viele Mieterinnen und Mieter über die überwiegende Dauerbeschattung freuen! Keine Erfordernis mehr von Sonnensegeln für die Kinderspielplätze, und so weiter.

Und ob die Halle die rundherum dreistöckige Untertunnelung "überlebt", scheint nicht so sicher: Der Investor ergänzte die Antwort auf eine Frage zum Hallenumbau während einer rund dreieinhalbstündigen Auftaktveranstaltung zum geplanten Bürgergutachten am 1. Juli 2021 mit dem Zusatz "wenn die Halle erhalten werden kann".

Da würde vielleicht letztlich keiner unzufrieden sein - das Problem mit dem Denkmalschutz wäre gelöst und man hätte zusätzlich viel Platz für den Wohnungsbau. Zu viel Fantasie - oder denkbar?

Volker Winter, München

Den Nutzen hat nur einer

Ob man Hochhäuser in München zulässt oder eher nicht, hängt natürlich auch vom Bedarf ab. Wie diese Hochhäuser, falls man sie für nötig hält, gestaltet werden, muss öffentlich erörtert werden, denn die Bürger müssen sie bezahlen - doch, ja: auch über Abschreibungen - und sie sollten ihnen deshalb gefallen. Damit sie den Bürgern gefallen, bedienen sich Herzog/de Meuron eines Tricks: Sie veröffentlichen Entwürfe, bei denen sattes Grün und kontrastreich dunkle Kleidung die Augenhöhe markieren, während die Türme selbst in ihrer ganzen Höhe fast unsichtbar mit dem Himmel verschmelzen - die ersten Entwürfe noch deutlicher als die aktuellen, bei denen sich schon leise andeutet, was zu erwarten ist.

Was den Bedarf betrifft, sollte man einen Blick auf die Belegung bestehender Hochhäuser werfen, etwa das Siemens-Hochhaus im Süden Münchens, oder das Hypo-Hochhaus am Arabella-Park. Unbestreitbar sollen die Bürger manipuliert werden. Deshalb: Cui bono - wer hat den Nutzen?

Annette Knote, München

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