Süddeutsche Zeitung

Monsanto:Entsetzen, Genugtuung

Hohe Entschädigungen wegen glyphosathaltiger Produkte der Firmentochter Monsanto setzen dem Bayer-Konzern heftig zu. SZ-Leser sehen dies einerseits als gerechte Strafe, machen sich aber auch Sorgen um die Folgen für die Branche in Deutschland.

Zu "Schwerer Schlag für Bayer-Konzern" vom 29. März und "Da wächst kein Gras mehr" vom 21. März:

Ein altes Sprichwort sagt: "Wer nicht hören will, muss fühlen." Dies möchte man der vermeintlichen Oberliga im Vorstand und Aufsichtsrat des Bayer-Konzerns zurufen nach der gerichtlichen Schlappe im Glyphosat-Musterprozess mit zirka 80 Millionen Dollar Strafe eines US-Gerichts. Es war abzusehen, dass Bayer - nach dem Kauf des US-Agro-Konzerns Monsanto sowie der danach erfolgten plötzlichen Zulassung von Gerichtsverfahren in den USA für die vergangenen Sünden des ursprünglich "lupenreinen" US-Konzerns - dann bluten muss. Es geschieht unseren geldgierigen und an Größenwahn geschlagenen Youngstern des Vorstandes recht so. Leider bezahlen dafür stets die Mitarbeiter/innen - wie gehabt. Aber anders lernen die Verantwortlichen ihre Lektion nicht. Andere Vorstände haben es in der Vergangenheit auch nur durch solch harten Folgen begriffen. Es muss eben richtig wehtun. Das ist die einzig praktikable Lektion - endlich.

Uwe Marx, München

Schon lange vor dem Zeitpunkt der Übernahme Monsantos durch Bayer hat festgestanden, dass das Mittel Glyphosat von vielen als höchst krebsgefährdend eingestuft worden ist. Das Management hat also darüber Bescheid gewusst, weil ja auch die aufmerksame Öffentlichkeit über diese Risiken längst in Kenntnis gesetzt worden war. Daraus lassen sich folgende Szenarien ableiten: Entweder hat das Management nur den enormen Provisionen hinterher gejagt, mit einem Gefühl der Gleichgültigkeit im Hintergrund, egal was mit dem Konzern und seinen Mitarbeitern angesichts der Monsanto-Risiken geschehen würde; oder aber, sie erhielten diese Provisionen wohl wissend, dass es durch den Absturz von Bayer und dem Niedergang der Aktie zur Übernahme des Unternehmens kommen würde. Letzteres Vorgehen wäre als völlig unangemessener Strategiezug zu werten und müsste gerichtlich überprüft werden, auch in Deutschland.

Kurt Egger, Ferndorf/Österreich

Derzeit ist in Deutschland zu bestaunen, wie größenwahnsinnige sogenannte Manager die Filetstücke der heimischen Wirtschaft in der Chemiebranche sowie der Automobilindustrie samt ihrer Zulieferer zugrunde richten. Anschließend machen sich die gleichen Leute ungestraft, oft mit millionenschweren Abfindungen im Gepäck, vom Acker oder wechseln auf noch höher dotierte Posten. Das Ganze wird von Politikern, die auf ihren Stühlen angeleimt scheinen, wohlwollend begleitet, wenn nicht gar subventioniert. Verwundert möchte man hier in den Schlachtruf der freitags fürs Klima protestierenden Schüler/innen einstimmen: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut."

Hannes Schober, Salzweg

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Quelle:
SZ vom 04.04.2019
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