Ein Kaugummiautomat für Bienen also. Schmatzen die etwa auf dem Weg zur Blumenwiese lässig vor sich hin? Pusten sie bunte Blasen in die Luft? Kleben sie heimlich zerkaute Knubbel unter Blütenblätter? Jonte Mai lacht. "Nicht ganz", sagt er und klopft mit dem Finger auf den roten Automaten, der vor dem Haus seiner Familie steht. "Da ist kein Kaugummi drin, sondern Saatgut."

Die Idee dahinter: Wer an dem Automaten vorbeigeht, kann einen Euro reinwerfen. Dann kullern Kugeln voller Saatgut heraus. Gerade sind es welche für Glockenblumen, Schafgarben und Habichtskraut. "Ich befülle die Automaten passend zur Region und Jahreszeit", erklärt Jonte. Die Kugeln kann man dann im Garten, am Wegesrand oder auf einer Wiese einpflanzen. Ein paar Wochen später entsteht daraus neuer Lebensraum für Wildbienen, etwa so groß wie die Fläche eines Betts. So will der 16-Jährige etwas gegen das Insektensterben tun. Bienen liegen ihm dabei besonders am Herzen, das war schon immer so. Während sich seine Freunde Hamster und Hunde wünschten, überredete Jonte seine Eltern zu ganz anderen Haustieren: Mit sechs statt vier Beinen und Stacheln statt Samtpfoten. "Ich finde Bienen einfach faszinierend", sagt Jonte, "sie sind strukturiert, arbeiten gut im Team, folgen ihren eigenen Regeln." Mit gerade mal sieben Jahren schaffte er es, seinen Vater zur Imkerei zu bringen. Fortan summt es vom Hausdach der Familie, die in Bremen lebt. Daran hat sich neun Jahre später nichts geändert: Auf dem Dach stehen vier Holzkisten, in denen jeweils ein Bienenvolk wohnt. Honig haben die Mais schon lange nicht mehr im Supermarkt gekauft. Die Idee zu seinen Samenspendern kam Jonte vor ein paar Jahren auf dem Flohmarkt. Damals ärgerte ihn, dass er sich zwar gut um seine Honigbienen kümmern, aber nichts für Wildbienen tun konnte. Also stöberte er im Internet nach ausrangierten Kaugummi- und Kondomautomaten, baute sie um und befüllte sie neu. Manchmal verwendet er dafür recycelbare Plastikkapseln, manchmal Walnussschalen oder Lehmkugeln, in denen Samen stecken. Die sehen so schokoladig aus, dass er sie Bienenpralinen nennt. Dauert halt ein bisschen mit dem Genuss... Mittlerweile stehen rund 80 solcher Automaten in Deutschland, vom Tempelhofer Feld in Berlin bis zum Westturm auf Wangerooge. Mit den eingeworfenen Münzen kauft Jonte weitere Automaten, "den Rest stecke ich in frisches Saatgut oder spende es an Umweltprojekte". Die Wildbienen jedenfalls können jede Hilfe brauchen: Von den fast 590 Arten steht die Hälfte auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Pestizide, Klimawandel und zubetonierte Flächen klauen ihnen immer mehr Lebensraum. Die Kapseln wiederum sind voller Pflanzen, die sie lieben: Ringelblumen, Wilde Möhren und Stiefmütterchen, Kornblumen und Bienenweide zum Beispiel. Eigentlich ist Jonte strikt gegen To-go-Produkte. Für die Bienen aber hat er eine Ausnahme gemacht, nennt sein Projekt "Naturschutz2go". Mitmachen kann jeder, eine Bauanleitung für die Samenspender gibt es auf Youtube. "Naturschutz", sagt Jonte, "geht nur gemeinsam". Teamarbeit eben, genau wie bei seinen Honigbienen auf dem Dach.
