Süddeutsche Zeitung

Mieten:Bezahlbares Wohnen - aber wie?

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Ein Report über den Wandel der Wohnlandschaft in Deutschland durch den zunehmenden Einfluss großer Immobilienkonzerne wühlt Leser auf: Einseitige Stimmungsmache gegen Vermieter, wettern die einen, treffende Analyse, finden andere.

Zu " Häuserkampf" vom 13./14. Juni:

Vorurteile werden geschürt

Ich kein Aktionär irgendwelcher Wohnbau-Gesellschaften, wohl aber Eigentümer einer kleinen Eigentumswohnung in Hamburg. Das Handeln solcher Gesellschaften betrifft nach unserer Erfahrung in keiner Weise das "Wohnen im Allgemeinen", wie der Artikel unterstellt. Die Skandalisierung einer solchen Gesellschaft karikiert und entwertet vielmehr die Vorsorge der allermeisten privaten Vermieter. Die Darstellung beschreibt die Lage für die meisten privaten Mietverhältnisse so nicht treffend, aber sie kann dazu beitragen, die Mietbeziehung generell zu vergiften. Sobald es zu irgendeiner Differenz zwischen Mieter und Vermieter kommt, ist der Vermieter natürlich der Bösewicht.

Dazu typisch, skizziere ich meine Vermietersituation: Unsere zentral und außerordentlich wohl gelegene kleine Wohnung haben meine Frau und ich viele Jahre lang abgespart, und zugleich billigst seit 15 Jahren, erst an einen Studenten und als er Examen hatte, zu gleichen Konditionen an denselben berufstätigen Akademiker vermietet. Als ich den Mieter nun im Eigenbedarf kündigte, da ich alt, verwitwet, isoliert auf dem Land lebend, in die Stadt zurückwill, meint der Mieter - berufstätig, jetzt um die 40 - mit Anwaltsschreiben, es sei für ihn unzumutbar, eine andere Wohnung zu suchen. Und er kommt möglicherweise damit durch. Ein solches Grundrecht auf Wohnen kann ich nur als Unrecht empfinden.

Prof.em. Dr. Götz Uebe, Ludwigslust

Verheerende Entwicklung

Sie haben Michael Zahn und die Methoden entlarvt, möglichst viel herauszuschlagen aus dem "Vermietungsbusiness". Alles für die Aktionäre auf Kosten der Mieter. Überall dieselbe Ausbeutung, ob Krankenhaus, Bahn, Post , wo eben privatisiert wurde. Das ist eine verheerende Entwicklung.

Monika Utermann, Weimar

Mehrstöckig bauen

Bei der SZ beobachte ich oft dasselbe Muster: Es wird ein gesellschaftlicher Missstand zutreffend beschrieben (Wohnungsnot) und daraus abgeleitet, dass die in dem Wirtschaftszweig tätigen Unternehmen (vom Hausbesitzer bis zum Wohnungskonzern) irgendwie bösartig agieren und vom Staat gezügelt werden müssten (Mietpreisbremse, Verstaatlichung).

Dabei übersieht die SZ, dass die Ursachen woanders liegen. Im Fall der Wohnungsnot daran, dass immer mehr Menschen in die Städte ziehen, weil es dort Arbeitsplätze und attraktive Lebensbedingungen gibt. Politik und die Medien weigern sich konsequent, dies zur Kenntnis zu nehmen. Die Lösung wäre einfach: Der Staat müsste verfügen, dass Häuser zwei bis drei Stockwerke höher gebaut werden, bei Neubausiedlungen keine Einfamilienhäuser genehmigen, sondern nur mehrstöckige Wohnhäuser. Verhindert wird die Lösung von Stadträten, die wollen, dass ihre Stadt so bleibt, wie sie ist, und von Ideologen, die nicht akzeptieren, dass mehr Menschen in Großstädte ziehen wollen.

Dr. Erk Thorsten Heyen, Starnberg

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Quelle:
SZ vom 27.06.2020
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