Süddeutsche Zeitung

Männer-Vereine:Fragwürdige Tradition

Muss Politik sich hier einmischen? So die Reaktion einiger Leser zum Vorschlag von Vizekanzler Scholz, Männer-Clubs die Gemeinnützigkeit abzuerkennen. Dann fangen Sie gleich mal mit der katholischen Kirche an, fordert eine Leserin.

Zu "Ausgrenzen hat seinen Preis" vom 13. November:

Wenn man davon absieht, dass es wichtigere Entscheidungen zu fällen gäbe, ist Olaf Scholz' Vorschlag gar nicht übel. Warum soll auch ein elitärer Golf- oder Tennisklub, der nur Promis und Millionäre aufnimmt, gemeinnützig sein?

Nennt man aber als Hauptgrund für die Aberkennung das Kriterium "nur Männer" oder "nur Frauen", dann muss nach Inkrafttreten dieses Gesetzes als erster "Klub" doch die katholische Kirche ihre Gemeinnützigkeit aberkannt bekommen, da sie seit bald 2000 Jahren den Frauen keinen Zutritt zum Beruf der Priester ermöglicht. Und das mit weit schlimmeren Folgen für die Betroffenen als eine Mitgliedschaft in anderen Herrenklubs. Ein Heer von Priesterkindern könnte das sicherlich bezeugen.

Renate Seitz, München

Man mag bei der Aberkennung der Gemeinnützigkeit für die "Loge" noch geteilter Meinung sein. Dass aber die jahrhundertealte Tradition der Schützen, sich ausschließlich aus Männern zusammenzusetzen, nunmehr ins Sichtfeld einer möglichen Aberkennung der Gemeinnützigkeit gestellt wird, ist ein völlig unangemessenes Spektakel. Abgesehen davon, dass sich diese Vereine aus Schutzgemeinschaften für Städte gegründet haben, die schon damals, alleine der Aufgabenstellung wegen, nur aus Männern bestanden, tragen die Schützen wesentlich zum Erhalt eines alten und lieb gewonnen Brauchtums bei, das vor allem auch in ländlichen Gegenden noch ein wichtiger Bestandteil des lokalen Zusammenhangs bedeutet.

Die jährlichen Umzüge in den Hochburgen des Schützenwesens sind saisonale Höhepunkte urbanen Lebens. Schon aus diesem Grunde tragen sie in erheblichem Maße dazu bei, dass den Menschen dieser Zeit etwas vermittelt wird, was man so oft anderswo vermisst, Bodenständigkeit und Verbundenheit mit traditionellen Werten.

Zudem gibt es auch, und das ist gut so, reine Frauenvereine, deren Satzung die Aufnahme von männlichen Mitgliedern ausschließt!

Klaus Lückerath, Meerbusch

Der Bestand vieler Vereine hängt von ihrer Gemeinnützigkeit ab. Infolge der Aberkennung werden diese Vereine verschwinden. Was will der Staat noch alles regeln und warum? Vereinigungen von homosexuellen Männern verlieren demnach ihre Gemeinnützigkeit, wenn sie sich nicht Frauen öffnen. Wie diskriminierend ist denn das? Zudem: Der Staat und somit die Politik haben wichtigere Themen wahrzunehmen, als über fiskalische Eingriffe Weltanschauung zu erzwingen. Wen geht es etwas an, wenn Bürger sich vereinen, zu welchem Zweck auch immer, und dabei als Geschlecht unter sich bleiben wollen? Wer vom anderen Geschlecht wollte denn in so einem Verein Mitglied werden?

Burckhard Schirmer, Petershausen

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Quelle:
SZ vom 20.11.2019
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