„Jetzt sieht man's“ und „In der Wagenknecht-Falle“ vom 22. Oktober „Ein Gastbeitrag und viele Fragen“ vom 5. Oktober, „Worin liegt ihr Erfolg?“ vom 2. Oktober:
Darling der Talkshows
Es erstaunt mich, welches Forum der Fakten- und Fake-News-Verbreiterin Sahra Wagenknecht in den Medien gegeben wird. Nun soll noch eine ZDF-Serie (fünf Folgen!) und somit eine Plattform ersten Ranges einer links-rechts-mäandernden Champagner-Stalinistin zur Wahlwerbung zur Verfügung gestellt werden. Wie verlogen die Medien reagieren, ist am Beispiel von Caren Miosgas Talkshow zu ermessen, die Herrn Chrupalla im Interview als Gast hatte. Ein Aufschrei ging durch die Lande ob dieses Fehlverhaltens, und Frau Miosga wurde zum Rücktritt aufgefordert. Die Frage, die sich stellt: Ist mit dieser Art der Berichterstattung die journalistische Sorgfaltspflicht und die journalistische Neutralität gewährleistet oder sind die Medien bereits dazu übergegangen als Abteilung für Public Relations (interessensgeleitete Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit) zu kommunizieren.
Helmut Schuessler, Augsburg
Forderungen an Putin?
Wagenknecht fordert von ostdeutschen Landesverbänden der CDU, dafür zu sorgen, dass Deutschland keine Waffen an die Ukraine liefert und Deutschland die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen ablehnt. Wagenknecht fordert aber nicht das Ende des russischen Angriffes auf die Ukraine und fordert auch nicht die Beseitigung russischer Raketen im Oblast (Bezirk) Kaliningrad. Wagenknecht zielt – wie die AfD – auf die Hegemonie Russlands über Europa ab.
Die ostdeutschen CDU-Landesverbände haben die von der AfD und dem BSW befeuerte Migrationsdebatte aufgegriffen, so dass der Wähler verstärkt die Originale für diese Debatte wählte. Die Schleswig-Holsteiner CDU vermied in ihrem letzten Landtagswahlkampf diese Debatte, mit der Folge, dass die AfD an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Dem ostdeutschen Wählerwillen entsprechen Koalitionen unter Führung der AfD und des BSW - und damit die Schaffung der neuen russischen Bezirke Sachsen, Thüringen und Brandenburg.
Wolfgang Maucksch, Herrieden
Für Beendigung des Krieges
Wer, wie Nicolas Richter, das Bündnis Sahra Wagenknecht als eine Partei „der gerade noch salonfähigen Populisten“ bezeichnet, „die ideologisch und argumentativ an der Seite des Kreml steht“, verletzt seine journalistische Wahrheitspflicht. Wagenknecht hat mehrmals das Oligarchensystem in Russland kritisiert und den Einmarsch in die Ukraine als verbrecherischen Bruch des Völkerrechts bezeichnet. Wer sich für Friedensverhandlungen mit der russischen Regierung zur Beendigung des Krieges einsetzt, muss sich in der SZ als Befürworter des russischen Angriffskrieges diffamieren lassen. Dazu passt das stereotyp gebrauchte Schimpfwort „Populisten“.
Prof. Dr. Rüdiger Scholz, Freiburg
Autokratin Wagenknecht
Die Interventionen von Frau Wagenknecht in die Gespräche ihrer Landesverbände in Thüringen, Sachsen und Brandenburg lassen den Schluss zu, dass das BSW eine durch und durch autokratische Partei ist. Wagenknecht weiß alles besser, Wagenknecht bestimmt alles. Die BSW-Landesverbände sind lediglich Erfüllungsgehilfen ihrer Namensgeberin ohne großen Gestaltungsspielraum. Der um die Person Wagenknecht aufgebaute Personenkult erinnert an tiefste SED-Zeiten und an autoritäre Regimes wie Russland, Ungarn und den Möchtegern-Diktator Trump. Die Landesverbände haben nur eine Chance, eine ernsthafte Rolle in Koalitionsverhandlungen zu spielen, wenn sie sich von ihrer Patronin emanzipieren und eigenständig Landespolitik gestalten. Mit der auch von Herrn Richter wiederholten Mär von Frau Wagenknecht als Friedensstifterin muss aufgeräumt werden. Sie propagiert keinen Frieden, sondern die Unterwerfung der Ukraine unter den Status quo. Das würde den Verlust großer Teile des ukrainischen Staatsgebietes und eine weiterhin bestehende Bedrohung durch den expansionshungrigen Putin bedeuten. Frieden gibt es, wenn der russische Diktator keine Bomben mehr wirft. Wie die Realität zeigt, ist er dazu nicht bereit.
Andreas Meißner, Tutzing
Selbst in Moskau verhandeln
Frau Wagenknecht hat es geschafft, drei führende Landespolitiker dazu zu bewegen, öffentlich eine außenpolitische Forderung in Richtung Bundesregierung zu formulieren, die ganz in ihrem Sinne ist: stärkere diplomatische Anstrengungen zu unternehmen, um mit Wladimir Putin in Friedensverhandlungen einzutreten. Das dürfte dem Kremlführer nicht entgangen sein und Wagenknecht in dessen Deutschland-Watchlist ein paar Stufen nach oben befördert haben. Überhaupt hat die BSW-Chefin binnen kurzer Zeit beträchtlich an politischem Gewicht zugelegt. Da stellt sich die Frage: Warum unternimmt sie nicht selbst einmal den Versuch, mit Wladimir Putin ins Gespräch zu kommen? Warum reist sie nicht nach Moskau und argumentiert dort für den Frieden? Wer weiß, vielleicht wäre sie ja erfolgreicher als der alte Russland-Freund und selbst ernannte Friedensmissionar Viktor Orban, nach dessen Kreml-Visite Putin erst einmal ein Kiewer Kinderkrankenhaus bombardierte.
Volker Nenzel, Köln
Eine große Blenderin
Fallt doch bitte nicht länger auf Sahra Wagenknecht herein. Die Dame lebt von ihrer Redegewandheit und ihrem blendenden (im Sinne von täuschendem) Aussehen. Sie hat zwei Parteien schwer beschädigt und nahezu zerstört. Ansonsten hat sie nichts geleistet, was sie berechtigen könnte, politische Forderungen zu stellen. Sie hat weder ein Ministerium, eine wichtige Behörde oder einen Konzern geleitet. Statt dessen stellt sie utopische Forderungen bezüglich des Verhältnisses zu Putin auf, ohne belastungsfähige Ansatzpunkte zu nennen.
Helmut Euler, Glattbach
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